Russisches Propaganda-Fernsehen: Verstümmelte Teddybären

Ein Animationsfilm in Russlands Kinderkanal erzählt von den Gräueln der ukrainischen Armee – und von Russland als barmherzigem Samariter.

Kein Fisch, eine Bombe fällt aufs gebastelte Donbass. Tabelle: Youtube

Russische Fernsehkanäle machen mit ihrer Propaganda jetzt auch vor Kindern nicht mehr halt: Der Kanal „Ulybka Rebenka“ (Kinderlächeln) strahlte Anfang August einen pseudopazifistischen Animationsfilm aus, der von den Gräueltaten der ukrainischen Armee im Donbass erzählt.

Der Film soll „von Kindern für Erwachsene“ gemacht worden sein. Er entstand im Juli unter Regie von Alexej Balaschow in Zusammenarbeit mit Flüchtlingskindern aus dem Donbass im Alter zwischen 3 und 16 Jahren, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen in einem Auffanglager im russischen Gebiet Rostow am Don lebten.

Der knapp dreiminütige Film mit dem Titel „Und plötzlich hat sich unser Leben verändert“ zeigt zuerst friedliche Alltagsszenen in der Ostukraine, gebastelt und gezeichnet von den Kindern: Die Straßen sind belebt, ein Auto mit der Aufschrift „Brot“ fährt vorbei. Eine Mutter schiebt ihren Kinderwagen durchs Bild, Kinder spielen Basketball.

„Für den Piloten sah es wahrscheinlich wie ein Computerspiel aus“, sagt eine traurige Kinderstimme aus dem Off. Plötzlich sieht man Flugzeuge über der Stadt kreisen. „Für uns aber sah es ganz anders aus.“ Aus der Froschperspektive regnen Bomben vom Himmel. Eine Druckwelle sprengt ein Fenster. Der Teddybär hat seinen Arm verloren, ein einsamer Basketball rollt ins Bild. „Wir mussten von zu Hause weg nach Russland“, erzählt eine andere Kinderstimme.

Dann folgt eine Abfolge schnell zusammengeschnittener Videos von traurig dreinblickenden Kindergesichtern. „Befreit die Menschen im Donbass vom ukrainischen Aggressor“ ist im Abspann auf Englisch zu lesen. Terroristen und russische Separatisten kommen in dem Video nicht vor. Der Eindruck, der vermittelt werden soll, ist eindeutig: Russland ist im Krieg mit der Ukraine nur barmherziger Samariter, der Flüchtlinge aufnimmt.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Auf seiner Homepage smiletv.org wirbt der russische Kinderkanal damit, nur die „nettesten“ Zeichentrickfilme für Kinder zu zeigen. Damit hat der Kanal insofern nicht ganz unrecht, als andere russische Sender mit ihrer Propaganda noch einen Schritt weiter gehen: Mitte Juli strahlte der Erste Kanal ein Interview mit einer Ukrainerin aus, in dem sie von der Kreuzigung eines dreijährigen Sohnes eines prorussischen Separatisten durch ukrainische Nationalgardisten erzählt. Der russische Oppositionspolitiker Boris Nemzow nannte das Kremlfernsehen daraufhin „schlimmer als die Propaganda Joseph Goebbels’ unter Adolf Hitler“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.