Kommentar „Islamischer Staat“ in Syrien: Machtvakuum in Beirut

Der Syrienkrieg hat den Libanon erreicht. Die Lage im Land, in das über eine Million Syrer geflohen sind, ist hochexplosiv. Jetzt mischt auch noch die IS mit.

Die libanesische Armee rückt in die Grenzstadt Arsal ein. Bild: dpa

Nach vier Tagen Gefechten zwischen der libanesischen Armee und radikalsunnitischen Kämpfern in der Grenzstadt Arsal hat der Spuk erst einmal ein Ende. Doch die Gefahr für den Libanon ist noch lange nicht gebannt. Es war nie die Frage, ob, sondern immer nur, wann der Syrienkrieg den Libanon erreicht. Die libanesische Grenzstadt Arsal war seit Langem bedroht.

Kämpfer der Freien Syrischen Armee, der Al-Nusra-Front und anderer radikalsunnitischer Gruppierungen flohen nach den Kämpfen im syrischen Qalamoun in die Berge um Arsal. Die Festnahme eines Islamistenführers durch die libanesische Armee brachte das Fass dann zum Überlaufen. Die Bilanz nach vier Tagen Kampf: 17 tote Soldaten und viele zivile Opfer.

Die schiitische libanesische Hisbollah-Miliz behauptete, nichts mit den Auseinandersetzungen zu tun zu haben. Doch fast die gesamte Region um Arsal wird von der Hisbollah dominiert. Sie hatte diese Gruppen in Syrien bekämpft und aus Qalamoun vertrieben. Das schürt die Aggressionen der radikalsunnitischen Kräfte gegen ganz Libanon.

Nicht nur zwischen sunnitischen und schiitischen Lagern, sondern auch zwischen Syrern und Libanesen kochen die Emotionen hoch. Über 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge sind in den Libanon geflohen. Nach einer Zeitspanne von über drei Jahren regt sich in vielen Unmut ob ihrer aussichtslosen Situation. Dafür machen sie den libanesischen Staat verantwortlich. Sollte sich nur ein Bruchteil von ihnen gegen ihn auflehnen, droht rasch ein Flächenbrand.

Zu allem Übel nistet sich auch die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) um Arsal ein, und laut Informationen aus Islamistenkreisen hat sich bereits Verstärkung angekündigt. Obwohl nicht alle bewaffneten Kämpfer vor Ort ideologisch mit ihr auf einer Wellenlänge liegen, könnten sie Zweckallianzen mit der starken und reichen IS schließen.

Jetzt kam es also endlich zum Waffenstillstand zwischen der libanesischen Armee und der Gegenseite. Ein Großteil von Kämpfern soll sich bereits aus Arsal zurückgezogen haben. Die Auseinandersetzungen haben gezeigt, wie verletzlich der Libanon ist. Höchste Zeit, das seit Mai klaffende politische Machtvakuum in Beirut zu füllen. Denn in dieser konfliktreichen Zeit vermisst der Libanon eine starke politische Führung.

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