Frank Laukötter ist nicht mehr Museumschef : Der verschwundene Direktor

Frank Laukötter, bislang Leiter der Kunstsammlungen Böttcherstraße, ist stillschweigend aus dem Amt verschwunden. Erklärungen liefert allenfalls die Statistik.

Da sieht man ihn noch, zumindest schemenhaft: Frank Laukötter hinter Hoetgers Tanzplastiken. Bild: dpa

BREMEN taz | Der August ist das typische Zeitfenster, in dem allerlei monströse Sommerloch-Tiere auftauchen und durch die Medien kreuchen. Allerdings eignet sich die Politikpause auch, um ganz reale Akteure unauffällig abtauchen zu lassen. Letzteres geschah nun mit dem Direktor der Kunstsammlungen Böttcherstraße, zu denen das bekannte Paula Modersohn-Becker Museum gehört: Frank Laukötter ist seit vergangenem Mittwoch nicht mehr Amt, ohne dass dies in irgendeiner Weise kommuniziert worden wäre.

Auch auf Nachfrage werden keine Gründe genannt. Die Museumsmitarbeiter sind bei der Böttcherstraßen GmbH angestellt, deren Geschäftsführerin erklärt: „Wir sagen nicht mehr, als in der Auto-Reply steht.“ Gemeint ist der Mailaccount des Direktors. Dort heißt es: „Sehr geehrter Absender, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Herr Dr. Laukötter nicht mehr in unserem Hause tätig ist.“

Die Kunstsammlungen haben ein ungewöhnliches Trägermodell: Die Gehälter zahlt die Böttcherstraßen GmbH. Die Gebäude gehören der „Stiftung Sparer Dank“, die Kunstwerke hingegen der Stadt, die jährlich 270.000 Euro zuschießt. Bremen hatte die Sammlung des Museengründers Ludwig Roselius von dessen verkaufswilligen Erben übernommen, um eine Zerstreuung zu verhindern. Das Kulturressort ist deswegen inhaltlich zuständig – aber auch nicht wesentlich auskunftsfreudiger.

„Wir bedauern Herrn Laukötters Weggang aus kulturfachlicher Sicht“, sagt der Ressort-Sprecher, „können aber über die Gründe nichts sagen.“ Das Ressort sei nicht „mit dem Alltagsgeschäft der Kunstsammlungen“ befasst, also „nicht verfahrensbeteiligt“. Um was für ein „Verfahren“ es sich überhaupt handelt, Kündigung oder einvernehmliche Vertragsauflösung, bleibt unklar – wobei Einvernehmlichkeit eigentlich ein kommunizierbarer Sachverhalt wäre.

Laukötter übernahm 2010 die Direktion vom Paula Modersohn-Becker-Haus und des Roselius-Hauses, das unter anderem über reiche Renaissance-Bestände verfügt. Die Kunstsammlungen müssen mit extrem wenig inhaltlich arbeitendem Personal auskommen: Neben dem Direktor gibt es lediglich noch ein Volontariat und eine wissenschaftliche Mitarbeiterin. Letztere, Verena Borgmann, übernimmt nun kommissarisch die Leitung.

Zugleich stehen die Kunstsammlungen unter hohem Erfolgsdruck: Mit einem Selbstfinanzierungs-Anteil, der in guten Jahren an die 30 Prozent reichte, waren sie schon immer in weit höherem Maß unter der Kuratel einer Rentabilitätserwartung als andere Museen. Die Böttcherstraßen GmbH gehört zu hundert Prozent der Sparkasse Bremen.

Im Gegensatz zu den offiziellen Angaben spricht die Statistik eine deutliche Sprache. 2013 rutschten die Besucherzahlen der Kunstsammlungen unter 30.000, schon 2010 ist ein deutlicher Einschnitt erkennbar. Laukötters Vorgänger „hinterließ“ 57.000 Besucher pro Jahr, sowohl 2009 als auch im statistischen Mittel seiner letzten sechs Amtsjahre. Ausstellungen wie „Sie. Selbst. Nackt.“ waren wegen vieler versicherungsbewehrter Leihgaben relativ teuer, unter den besonderen Bedingungen der Böttcherstraße sind sie gegenüber dem Museumsträger nur durch entsprechende Zuschauerzahlen zu rechtfertigen.

Inhaltlich zehrten die Kunstsammlungen in auffälliger Weise von der konzeptionellen Vorarbeit der Vorjahre. Vielleicht hätte Laukötter einfach mal eine touristenträchtige Ausstellung über Sommerlochtiere machen sollen – ausgehend von Modersohn-Beckers „Weidender Kuh“ von 1901. „Dann aber will ich, wenn ich vieles weiß, einfach die Tiere anschaun“, dichtete Rilke über die Malerin. Allerdings: Wir wissen wenig.

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