Kommentar Konflikt um Gaza: Böses, böses Israel

Wenn drei Jugendliche ermordet werden und aus Gaza Raketen abgeschossen werden, dann hat Israel einen Krieg angefangen. Geht's noch?

Abgefeuerte Täuschkörper über der israelischen Grenze im Gazastreifen. Bild: reuters

Liebhaber der simplen Welterklärung hatten es in den letzten Tagen sehr schön. Aus Zeitung, Hörfunk und TV konnten die Landsleute erfahren, wie simpel der „Nahostkonflikt“ doch ist. Strippenzieher, Angreifer und agierendes Übel: Israel.

Ein ganzes Land, das bombardiert, provoziert, tötet, droht. Von der Hamas oder „den Palästinensern“ auf der anderen Seite keine Spur. Stattdessen ist die Rede von Geschossen aus Gaza, von Raketenhagel und Bombenregen: eine Naturkatastrophe, die über Israel kommt.

Dabei kamen doch die ersten „Provokationen“, also die Raketen, ganz klar aus Gaza. Und vor dem bestialischen Mord an einem palästinensischen Teenager stand jener an drei israelischen Jugendlichen. Aber gegen diese Ereignisabfolge zeigten sich die hiesigen Medien renitent.

Die Deutschen haben ein Herz für die Verlierer in dieser komplexen Welt, für die Opfer Israels und Amerikas als Agenten des bösen Kapitals. David, nein Siegfried gegen Goliath! Hüben die hochgerüstete Militärmaschine, die maßlose Moderne. Drüben die Steinschleudern, ungezügelte Natur.

Arme Hamas, sie bleibt chronisch unterschätzt. Weil nicht sein kann, was nicht sein soll. Und so geht in den deutschen Medien weiter die Legende von den „Rebellen“, bewaffnet mit Zwillen oder ein paar rumpligen Raketen, die sich keine Bunker für Gaza leisten können, keine politische Agenda haben. Dass die Raketen der Hamas mittlerweile 150 Kilometer bis nach Haifa reichen? Scheiß der Hund drauf. Die Milliarden, die die EU der Autonomiebehörde überwies? Wurscht. Dass die Raketen aus Wohngebieten starten, um deren Beschuss zu provozieren? Halb so wild. Und dass es nach Hamas-Charta auf israelischem Gebiet keine Juden mehr geben soll? Nicht so gemeint.

Bekanntermaßen trafen schon am Dienstag mehrere Geschosse das Kreuzfahrtschiff „Aida“ im Hafen von Ashdod. So konnten sich dann ein paar deutsche Urlauber von der Harmlosigkeit der Raketen aus Gaza überzeugen. Zumindest wenn sie den deutschen Schlagzeilen wirklich mehr glauben als ihren fünf Sinnen.

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Vollzeitautorin und Teilzeitverlegerin, Gender- und Osteuropawissenschaftlerin.

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