Watschen für Winkelzüge

CDU Zwei heftige Niederlagen für früheren Partei- und Fraktionschef Frank Schira beim Listenparteitag für den Bundestag. Marcus Weinberg an der Spitze

Erstmals lag die CDU mit 27,9 Prozent knapp vor der SPD (27,4 Prozent). Die Grünen erreichten 15,6 Prozent, die FDP 13,2 Prozent und die Linkspartei 11,2 Prozent.

■ Wahlkreise: Die CDU errang drei Direktmandate in den Wahlkreisen Eimsbüttel (Rüdiger Kruse), Nord (Dirk Fischer) und Wandsbek (Jürgen Klimke), die SPD drei Mandate in Altona (Olaf Scholz), Mitte (Johannes Kahrs) und Harburg-Bergedorf (Hans-Ulrich Klose).

■ Landesliste: Sieben Mandate errangen Markus Weinberg (CDU), Aydan Özoguz (SPD), Krista Sager und Manuel Sarrazin (Grüne), Burkhard Müller-Sönksen und Sylvia Canel (FDP) sowie Jan van Aken (Linke).

Für Frank Schira wird es jetzt ganz eng. Gleich zwei Mal ließen die Delegierten des CDU-Landesparteitags ihren früheren Partei- und Fraktionschef am Sonnabend im Radisson Hotel am Dammtor bei seinen Kandidaturen für die Bundestagsliste durchrasseln. Damit steht der 48-Jährige vor einer ungewissen Zukunft. Er möchte „keinem empfehlen, so etwas durchzumachen“, räumte Schira ein, um sich dann auf höhere Mächte zu berufen: „Aber, Herrgott, das Leben geht weiter.“

Schira war vom Wahlausschuss der Hamburger CDU auf Platz 4 der Landesliste für die Bundestagswahl vorgeschlagen worden. Dieser Platz gilt als noch hoffnungsvoll, auch 2009 hatte die Hanse-Union vier Mandate gewonnen. Jedoch machte der langjährige Bundestagsabgeordnete Dirk Fischer Schira einen Strich durch die Rechnung. In einer Kampfkandidatur siegte der 69-Jährige klar mit 66,9 Prozent. Und auch Schiras Bewerbung um den fünften Platz endete mit einer Niederlage. Er unterlag seinem Konkurrenten Jürgen Klimke, der mit 57,1 Prozent deutlich gewann. Daraufhin verzichtete Schira auf weitere Kandidaturen.

Diese Personalie ist von hoher Pikanterie. Denn Klimke, der vor drei Jahren als erster Christdemokrat überhaupt das Direktmandat im Wahlkreis Wandsbek erringen konnte, war in der jetzigen Bewerbungsrunde im Kreisverband von Schira ausgebootet worden. Manche Kritiker hatten Schira deshalb Intrigen und unlautere Methoden vorgeworfen. Unter anderem waren zu Vorstellungsterminen an der Basis Klimke und der dritte Bewerber Joachim Lenders nicht eingeladen worden. Sie kamen dennoch und verhinderten Schiras Versuche einer One-Man-Show.

Die Delegierten der Landespartei aber durchkreuzten nun mit den beiden Watschen für Schira die Wandsbeker Winkelzüge. Er kann nur noch auf das Direktmandat im Wahlkreis hoffen. Allerdings gilt er gegenüber der prominenten stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden Aydan Özoguz als chancenlos.

Auf den ersten drei Plätzen der Landesliste ging hingegen alles wie vorgeschlagen zu. Der Parteichef und Altonaer Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg wurde mit guten 85,6 Prozent zum Spitzenkandidaten gekürt, hinter ihm rangiert der Parteivize und Eimsbütteler Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse. Auf dem dritten Platz hat die frühere Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach ihr Ticket nach Berlin ebenfalls so gut wie sicher.  SVEN-MICHAEL VEIT