Kolumne Der Kommissar #14: Bier, Bier, Missbrauch

Trotz einiger Super-Schriftsteller ist die durchschnittliche Bevölkerung in Irland und Tschechien durchschnittlich. Beide Länder gehören nicht in die EU.

Irish Pub In Cathair na Mart (Irland): Beim Bierkonsum Europas Nummer zwei, in der Kategorie „Guinness“ sogar Nummer eins. Bild: Getty Images

Manche EU-Ländern werden ständig miteinander verwechselt. Rumänien und Bulgarien (zwei eigene Länder). Oder Slowakien (ein eigenes Land) und Slawonien (gehört zu Kroatien). Oder Estland, Lettland und Dingsbums. Oder eben: Irland und Tschechien. Kein Zufall. Denn Iren und Tschechen habe Vieles gemeinsam.

Beide Völker sind völlig versoffen. Die Tschechen saufen pro Kopf 142 Liter Bier (Platz eins in Europa), die Iren 115 Liter (Platz zwei, in der Kategorie „Guinness“ sogar Platz eins). In einem Jahr! Und: Experten schätzen, dass einzelne Iren und Tschechen noch viel mehr saufen, sich aber daran nicht mehr erinnern können, so dass diese Biere gar nicht in die Statistik einfließen. (Dunkelziffer!). „Das Pilsner Bier wurde in Tschechien erfunden, das Guinness-Bier in Irland“, hat taz-Experte Paul Wrusch (29) recherchiert.

Beide Länder haben viele Super-Schriftsteller hervorgebracht: James Joyce, Oscar Wilde, Franz Kafka, Milan Kundera, Ralf Sotschek. Aber: In beiden Ländern sind solche Ausnahme-Autoren absolute Ausnahmen geblieben. In beiden Ländern ist die durchschnittliche Bevölkerung im Durchschnitt total durchschnittlich. Dafür gibt es hier wie da „Künstler“ wie Bob Geldof (63), Bono (54) oder Vaclav Havel (tot) − Hobbypolitiker, von deren „Kunst“ man noch nie etwas gehört hat.

Hauptstädte: Dublin, Prag

Größe: mittel

Bevölkerung: versoffen

Exportgüter: Guinness Bier, Pilsener Bier

Berühmte Leute: Arthur Guinness, Bud Weiser

Berühmte Orte: Irish Pubs, Böhmische Dörfer

Kultur: Karel Gott, Kelly Family

EU-Tauglichkeit: null

Umstrittener Bischof Patrick

In Irland ist Abtreibung verboten (ähnlich wie in Saudi-Katholien). In katholischen Heimen und Schulen wurden hundert Jahr lang Kinder und Jugendlich missbraucht, erst danach traten ein paar Bischöfe alibimäßig zurück. Dennoch wird ein Bischof, ein gewisser Patrick, als Nationalheiliger verehrt („St. Patricks Day“, Irisch für: „Noch mehr Guinness als sonst“), obwohl seine Verwicklung in Kindesmissbrauch vollkommen unklar ist. Und: Irland ist ein Eldorado für Billig-Flieger (Ryanair) und Billig-Arbeiter (Call Center).

In Tschechien müssen sich schwule Asylbewerber einer „Penis-Kontrolle“ unterziehen, Roma leiden unter Diskriminierung und Gewalt wie im Ungarn des Gulasch-Hitlers Viktor Orbán, Zwangssterilisation ist so normal wie in Irland die Zwangseinweisung in die Psychiatrie. Mit dem Missbrauch von jungen Mädchen (E55, der längste Straßenstrich der Welt!) verdienen die Tschechien einen guten Teil ihres Bruttoinlandsprodukts, das sie, siehe oben, sofort versaufen.

Schließlich verbindet noch was Irland und Tschechien: Die EU wäre ohne sie nüchterner, liebenswerter und menschenrechtistischer!

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

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