Helmut Schmidt verteidigt Putins Politik: „Dummes Zeug“

Altkanzler Helmut Schmidt kritisiert den Umgang des Westens mit der Krise in der Ukraine. Das Vorgehen Putins auf der Krim findet er verständlich.

Helmut Schmidt erklärt die Welt Bild: dpa

HAMBURG afp | Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) findet das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der Halbinsel Krim „durchaus verständlich“. Schmidt kritisierte im Gespräch mit der Wochenzeitung Zeit vom Donnerstag den Umgang des Westens mit der Krise. Die von der EU und den USA beschlossenen Sanktionen gegen Russland seien „dummes Zeug“. Weiter gehende wirtschaftliche Sanktionen würden ihr Ziel verfehlen und würden den Westen ebenso treffen wie die Russen.

Schmidt kritisiert auch den Beschluss der sieben großen Industriestaaten, mit Russland nicht mehr im Rahmen der G-8 zusammenzuarbeiten. „Es wäre ideal, sich jetzt zusammenzusetzen. Es wäre jedenfalls dem Frieden bekömmlicher als das Androhen von Sanktionen“, sagte der SPD-Altkanzler. Zudem sei die G-8 nicht so wichtig wie die G-20, in der Russland weiterhin Mitglied sei.

Wegen der Krim-Krise hatten die Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industriestaaten (G-7) am Montag in Den Haag den G-8-Gipfel in Sotschi abgesagt und mit schmerzhaften Wirtschaftssanktionen gedroht. Zur G-8 gehören die G-7-Staaten USA, Kanada, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien sowie Russland. In das Forum war Russland nach dem Ende des Kalten Krieges 1998 aufgenommen worden.

Zur G-20 zählen neben einigen europäischen Ländern, Japan und den USA auch eine Reihe aufstrebender Staaten wie China, Brasilien und Indien. Die G-20-Runde gibt es seit 1999: Sie wurde als Reaktion auf die Finanzkrise in Asien zunächst auf Finanzministerebene eingerichtet, inzwischen aber infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise kurz nach der Lehman-Pleite erheblich aufgewertet.

Schmidt sagte weiter, die Situation in der Ukraine sei „gefährlich, weil der Westen sich furchtbar aufregt“. Dies sorge „natürlich für entsprechende Aufregung in der russischen öffentlichen Meinung und Politik“. Lob hatte Schmidt für die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) parat, insbesondere für ihre Vorsicht im Umgang mit der Krise.

Russland hatte sich die ukrainische Teilrepublik Krim am Freitag ungeachtet internationaler Proteste einverleibt, nachdem sich die Bevölkerung in einem umstrittenen Referendum mehrheitlich für die Abspaltung von der Ukraine ausgesprochen hatte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.