Erdölsuche vor spanischen Inseln: Bohren im Urlaubsparadies

Unternehmen wollen nahe der Balearischen und Kanarischen Inseln Erdöl fördern. Aber in den Regionen wächst der Widerstand.

Erdöl statt Sonnencreme: Aktivisten protestieren im Februar 2014 am Strand von Mallorca gegen die geplante Ölförderung. Bild: reuters

MADRID taz | Nach einem Jahrzehnt an der europäischen Spitze in Sachen erneuerbarer Energien sucht Spanien wieder verstärkt nach alten Energien. Statt auf Wind und Sonne setzt die konservative Regierung unter Mariano Rajoy auf Erdöl. Ausgerechnet dort, wo jährlich Millionen von Touristen ihren Strandurlaub verbringen, soll gebohrt werden. Sowohl vor den Kanaren als auch vor den Balearen warten große Unternehmen der Branche auf die endgültige Genehmigung, um die Suche aufzunehmen.

Das Industrieministerium hat seine Zustimmung bereits gegeben. Dass diese in den nächsten Wochen auch vom Umweltministerium kommen wird, bezweifelt niemand. Ein Konsortium aus der spanischen Erdölgesellschaft Repsol, der australischen Woodside Energy und der deutschen RWE will bereits im Sommer vor den Kanaren mit den Untersuchungen beginnen. Und vor den Balearen steht Capricorn, eine Tochter der schottischen Cairn Energy, in den Startlöchern.

In einem ersten Schritt sollen mittels Schalls Erdöllager unter dem Meeresboden aufgespürt werden. Bei der seismischen Untersuchung werden riesige Explosionen verursacht, deren Stärke einem Sprengsatz von 30 bis 100 Kilogramm Dynamit entspricht. Die vom Meeresgrund zurückgeworfenen Schallwellen werden analysiert. Umweltschutzorganisationen und Fischereiverbände befürchten den Rückgang der Meeresfauna durch diese Untersuchungen.

Viele Arten könnten aus den Gebieten flüchten, fürchten sie. Andere werden durch den Schall schwer geschädigt. „In den betroffenen Gebieten wird der Fischfang um bis zu 70 Prozent zurückgehen“, prophezeit die für Meeresbiologie zuständige Spezialistin der Umweltschutzorganisation Ecologistas ein Acción, Angeliki Lysimachou. Insgesamt sind auf den Kanaren und den Balearen 20.000 Quadratkilometer Meeresfläche von diesen Untersuchungen bedroht – also ein Gebiet, das fast so groß wie Hessen ist.

Anwohner machen gegen die Pläne mobil

Auf den Inseln selbst befürchten Bürger und Regionalpolitik um den Tourismus, sobald Erdöl gefördert wird. Erholungssuchende wollen schließlich nicht mit der Förderung des schwarzen Goldes behelligt werden. Auf der Baleareninsel Ibiza gingen Ende Februar 12.000 Menschen gegen die Erdölförderung auf die Straße. Selbst die Regionalpolitiker der konservativen Partido Popular von Ministerpräsident Rajoy stellen sich gegen das Vorhaben. Es war die größte Demonstration, die die Mittelmeerinsel je gesehen hat.

Auch im Atlantik auf Lanzarote, der Kanareninsel, die am nächsten an dem Gebiet liegt, das Repsol und Co. ausbeuten wollen, machen die Bürger immer wieder mobil. Sie fürchten um den Tourismus – und das, obwohl die Erdölindustrie gut bezahlte Arbeitsplätze und Reichtum für die Inseln verspricht. 140.000 Barrel Erdöl könnten bald schon täglich gefördert und das 20 Jahre lang, verspricht die Erdölfirma Repsol.

Das Unternehmen mahnt zur Eile. Denn auch Marokko und Mauretanien suchen in ihren Hoheitsgewässern gegenüber den Kanaren nach Öl. Größere Vorkommen wurden bisher allerdings rund um die Inseln nicht gefunden.

Die Regierung der Kanarischen Inseln will die Erdölsuche stoppen und fordert ein Referendum mit der Frage: „Sind Sie mit der Genehmigung der Erdölsuche durch die multinationale Repsol vor den Küsten unserer Inseln einverstanden?“ Bis auf Rajoys konservative Partido Popular unterstützen alle Parteien im Regionalparlament den Plan, die Bürger zu befragen. Aus Madrid freilich kommt ein klares Nein zur Volksabstimmung. Diese sei nicht verfassungskonform, da es sich um kein regionalpolitisches Thema handle.

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