Kommentar zum BER: Es darf weiter gelacht werden

Dass der Testbetrieb am BER abgesagt wurde, macht Hoffnung: Entweder, dass in Schönefeld endlich Vernunft einkehrt. Oder dass Mehdorn bald seinen Hut nimmt.

Die politische Bühne ist derzeit Schauplatz für eine boulevardeske Komödie – anders lassen sich die jüngsten Ereignisse nicht mehr beschreiben. Hauptdarsteller sind zwei Alphatiere, die nicht verwinden können, wenn das andere mehr Öffentlichkeit bekommt.

Erst hat Klaus Wowereit, Regierender und Aufsichtsratschef des Flughafens, die Affäre um seinen Kulturstaatssekretär zu einem bundesweit beachteten Debakel gemacht, dann schmiss Flughafenchef Hartmut Mehdorn seine offenbar zu selbstbewusste Bauleiterin noch in der Probezeit raus. Daraufhin musste Wowereit rechtfertigen, dass André Schmitz doch nicht richtig zurücktritt, woraufhin Mehdorn am Donnerstag seinen geliebten Testbetrieb cancelte. Okay, Sie mögen sagen: Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun. Aber es ist gerade wirklich nicht leicht, einem Münchner zu sagen, man lebe in Berlin.

Hauch von Realitätssinn

Auf jeden Fall aber hat der eine mit dem anderen zu tun: Beide, Wowereit und Mehdorn, sind aufeinander angewiesen, wollen sie erfolgreich sein. Und beide könnten mit einer baldigen Flughafeneröffnung viel gewinnen.

Wenn Mehdorn nun den von ihm gegen immensen Widerstand propagierten Traum vom teuren Testbetrieb – freilich nicht freiwillig – aufgibt, deutet das darauf hin, dass er überraschenderweise einen Hauch von Gespür für die politischen Realitäten hat. Das macht Hoffnung. Darauf, dass beim BER doch noch Vernunft einkehrt. Oder dass Mehdorn konsequent ist und auch seinen eigenen Testbetrieb beim Flughafen bald beendet.

Beides wäre eine Überraschung. Aber davon leben ja Komödien. Lachen Sie – wenn Sie noch können.

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Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.

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