Kommentar Syrienkonferenz: Kein Waffenstillstand in Sicht

Auch eine weitere Syrienkonferenz wird nur dann erfolgreich sein, wenn die Hauptsponsoren des Bürgerkrieges ihre Unterstützung einstellen.

Leben in den zerstörten Straßen von Homs Bild: reuters

Die Genfer Syrienkonferenz ist zunächst gescheitert. Dafür trägt die Delegation von Machthaber Assad mit ihrer strikten Weigerung, über die Bildung einer Übergangsregierung auch nur zu verhandeln, die relativ größere Verantwortung.

Das Scheitern ist eine schlechte Nachricht für die leidende Zivilbevölkerung. Der einzige minimale Erfolg der Genfer Konferenz, die Vereinbarung über die zeitweilige Öffnung der von Regierungstruppen belagerten Stadt Homs für humanitäre Hilfslieferungen und für die Evakuierung von Zivilisten, bleibt eine Eintagsfliege.

Völlig vergeblich blieben die Bemühungen von UNO-Vermittler Lakhdar Brahimi, die Feuerpause von Homs Schritt für Schritt auf andere belagerte Städte auszudehnen.

In diesen Städten werden in den nächsten Wochen möglicherweise Tausende Menschen verhungern und erfrieren. Und die Regierungstruppen werden dank ihrer militärischen Überlegenheit wahrscheinlich schon sehr bald die derzeit noch von Rebellen gehaltene Stadt Jabrud nahe der Grenze zum Libanon zurückerobern.

Die Stadt ist von strategischer Bedeutung für den Waffennachschub an beide Konfliktparteien und für die Kontrolle der Straße von Damaskus nach Homs und weiter nach Aleppo.

Nach der Rückeroberung von Jabrud dürfte die Bereitschaft der Regierung Assad zu ernsthaften Verhandlungen eher sinken. Doch selbst wenn die Konfliktparteien vielleicht in zwei oder drei Wochen an den Genfer Verhandlungstisch zurückkehren sollten: eine weitere Konferenzrunde kann nur dann ein Ergebnis bringen, wenn die Hauptsponsoren des Bürgerkrieges – Russland, Iran, Saudi-Arabien und die USA – ihre Unterstützung mit Waffen, Geld und Söldnern für die Regierungstruppen beziehungsweise für die diversen Rebellengruppen endlich einstellen.

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Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.

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