Krise im Kongo: Der Held von Goma ist tot

Ein Armeeoberst, der die M23-Rebellen im Ostkongo niederkämpfte, stirbt in einem Hinterhalt. Der Verdacht richtet sich gegen Rivalen im Militär.

Volksnah, erfolgreich und zuletzt im Ostkongo beliebter als die Regierung: Oberst Mamadou Ndala. Bild: Simone Schlindwein

KINSHASA taz | Er war der Held von Goma, der Befreier der Millionenmetropole Ostkongos von den Rebellen der M23 (Bewegung des 23. März) vergangenes Jahr: Oberst Mamadou Ndala galt als Aushängeschild der sonst eher maroden kongolesischen Regierungsarmee (FARDC). Am Donnerstag starb er in einem Hinterhalt nahe der ostkongolesischen Stadt Beni.

„Wir waren auf der Straße neun Kilometer außerhalb von Beni“, berichtet ein lokaler Journalist, der im Konvoi des Kommandanten mitfuhr. Mamadou saß auf dem Beifahrersitz seines Geländewagens. Auf der Ladefläche, wie üblich, seine rund zwölf schwer bewaffneten Leibwächter.

„Plötzlich wurde eine Panzerfaust abgeschossen und das Auto ging in Flammen auf“, so der Journalist. Automatisches Gewehrfeuer durchsiebte Mamadous brennendes Auto sowie die restlichen Fahrzeuge im Konvoi. Fünf Leibwächter überlebten schwerverletzt. Das Militärfahrzeug brannte komplett aus.

Der Tod von Oberst Mamadou ist ein gewaltiger Schock für Kongos Armee und Ostkongos Bevölkerung. „Ein sehr großer Verlust“, erklärte Kongos Regierungssprecher Lambert Mende. Als Kommandant der FARDC-Spezialeinheiten, eine Elite-Truppe belgisch trainierter Soldaten, wagte Mamadou stets den unerbittlichen Vormarsch.

Im vergangenen Jahr gelang es ihm, die M23-Rebellen vom Stadtrand der Millionenmetropole Goma zurückzudrängen. Nach monatelangen Kämpfen zog sich die M23 ins Nachbarland Uganda zurück und beendete ihren Krieg.

Mehrfach verletzt

Der 30-jährige Haudegen wurde im ganzen Land als Held gefeiert. Der große schlaksige Mann galt als unkaputtbar. Mehrfach wurde er im Kampf angeschossen. Eine Kugel traf ihn 2012 in den Hintern. Noch während ihn der Frontarzt zusammenflickte, gab er Interviews per Telefon und Befehle in sein Funkgerät.

„Wir müssen für unser Land kämpfen und zur Not auch sterben“, hatte Mamadou immer gesagt. Während andere hohe Offiziere sich eher vom Volk fernhalten, streckte er sein breites Grinsen mit den Zahnlücken gern in die Kameras und war in Goma sehr beliebt.

Erst vor einer Woche hatte Kongos Armee Militäroperationen gegen die ugandische Rebellenarmee ADF (Vereinte Demokratische Kräfte) entlang zu Ugandas Grenze nahe der Stadt Beni angelaufen – der zweite große Feldzug mit UN-Unterstützung nach dem erfolgreichen Krieg gegen die M23.

Panik in der Bevölkerung

Die ADF-Rebellen hatten vergangene Woche in der Region rund um Beni fast 40 Menschen brutal ermordet, über 40.000 Menschen sind vor ihnen geflohen. Mamadou war jetzt gegen sie an vorderster Front. Er war auf dem Weg in den 54 Kilometer nördlich von Beni gelegenen Ort Eringeti, als der Hinterhalt zuschnappte.

Kaum verbreitete sich die Todesnachricht, geriet die Bevölkerung von Beni in Panik. Menschen hasteten nach Hause, Inhaber verbarrikadierten ihre Läden. Gerüchte kursieren sogar, der Hinterhalt sei nicht von der ADF gelegt worden, sondern von rivalisierenden Truppen innerhalb der Armee – oder das in Beni stationierte FARDC-Regiment habe die Straße nicht gesichert, absichtlich oder aus Versehen.

Mamadou hatte Feinde in der Armee, gerade weil er erfolgreich war. Er gilt als Ziehsohn einiger mächtiger Generäle. Kongos Armeeführung ist stark zerstritten derzeit, was sich erst vor wenigen Tagen durch heftige Kämpfe in der Hauptstadt äußerte.

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