Gewerkschaftstag der NGG: Der Silberrücken tritt ab

Franz-Josef Möllenberg tritt nach 20 Jahren als Vorsitzender zurück. Mit Michaela Rosenberger könnte nun eine Frau an die Spitze der Gewerkschaft kommen.

Franz-Josef Möllenberg, Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gastsätten, geht – in die Politik ziehe es ihn aber nicht. Bild: dpa

BERLIN taz | Eines hat Franz-Josef Möllenberg bewiesen: Er kann weit vor dem offiziellen Rentenalter loslassen. Der 60-Jährige, derzeit dienstältester Vorsitzender einer DGB-Gewerkschaft, wird den Staffelstab auf dem am Montag beginnenden, viertägigen Gewerkschaftstag in Berlin voraussichtlich an eine Nachfolgerin übergeben: an die 53-jährige Michaela Rosenberger, bereits seit 2003 im geschäftsführenden Hauptvorstand der Gewerkschaft Nahrung-Genussmittel-Gaststätten (NGG).

Möllenberg, seit 20 Jahren NGG-Vorsitzender, macht damit nicht nur den Weg frei für eine Jüngere. Zum ersten Mal überhaupt wird die älteste Arbeitnehmervertretung Deutschlands von einer Frau geführt.

Die NGG steht selten im Rampenlicht. Das liegt einerseits an ihrer Größe – sie ist die zweitkleinste unter den acht DGB-Gewerkschaften –, aber auch daran, dass sie keine zentralen Flächentarifverhandlungen führt. Stattdessen müssen jährlich rund 300 Lohntarifverträge neu ausgehandelt werden.

Doch zuletzt sorgten die skandalösen Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie für den nötigen öffentlichen Druck, dass Möllenberg sich fast am Ziel dessen sieht, wofür er Jahre gekämpft hat. „Wir hätten im Oktober einen Mindestlohn von 8,50 Euro für die Fleischbranche abschließen können.“

Einigung mit der Fleischindustrie platzte

Durch Berichte über Stundenlöhne von unter 4 Euro für Werkvertragsarbeiter war die Fleischindustrie unter Druck geraten. Doch die Einigung platzte – weil die NGG einen Lohn von 8,50 Euro im Westen nicht für Jahre einfrieren wollte, bis auch der Ost-Mindestlohn bei 8,50 Euro angekommen wäre, wie Möllenberg die Arbeitgeberforderung beschreibt. Im Dezember will man sich erneut zusammensetzen.

Überhaupt der Mindestlohn. Stolz ist Möllenberg darauf, als einer der Ersten mit seiner Gewerkschaft dafür ab 2000 geworben zu haben. Ginge es nach ihm, käme nun endlich der einheitliche Mindestlohn von 8,50 Euro. „Es ist eine Frage des Verteilungsspielraums, man müsste eben auch den Arbeitgebern etwas wegnehmen.“

Möllenberg selbst zieht es nicht in die Politik, „dafür bin ich zu sensibel“. Er habe ohnehin genug zu tun – als Vizepräsident europäischer und internationaler Gewerkschaftsverbände.

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