Alternativer Deutscher Fernsehpreis: Das schlechte Gewissen

Die Akademie für Fernsehen lobt einen Deutschen Frensehpreis aus. Inhaltlich geht sie damit auf Distanz zum Preis der großen TV-Sender.

Volker Bruch (l.) und Tom Schilling: nominiert für den Deutschen Fernsehpreis. Schilling darf auch auf den Gegenpreis hoffen. Bild: dpa

In Deutschland gibt es anscheinend noch nicht genug Fernsehpreise. Am Vorabend der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises (DFP) in Köln vergibt die Deutsche Akademie für Fernsehen am 1. Oktober ebenfalls in der Domstadt zum ersten Mal ihre Auszeichnungen, quasi als deutsche Emmys.

Die Idee, dass TV-Kreative für TV-Kreative Preise vergeben und eine eigene Akademie gründen, entstand 2010 aus einem Konflikt heraus: Nachdem verschiedene Preiskategorien beim Deutschen Fernsehpreis, den die großen öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Sender veranstalten, gestrichen wurden, hagelte es aus der Branche Kritik: Bis auf die Kategorie Schauspieler seien sämtliche persönlichen künstlerischen Leistungen als preisunwürdig getilgt worden, die in Wahrheit einen Fernsehbeitrag erst zu einem preiswürdigen Kunstwerk machten.

„Der Stimme der Kreativen wurde bisher viel zu wenig Gehör verschafft“, erklärt Akademie-Vorstand Gerhard Schmidt, „Pädagogen oder Politiker hatten viel mehr zu sagen. Im Unterschied zum Deutschen Fernsehpreis stimmt bei uns die Branche über Spitzenleistungen ab.“

Und so konnte jedes der rund 500 Akademie-Mitglieder, allesamt TV-Macher auf den unterschiedlichsten Ebenen, im Vorfeld für die 20 Kategorien – darunter beispielsweise Regie, Casting oder Stunts – insgesamt fünf Vorschläge machen. Für dieses Jahr seien Hunderte von Empfehlungen eingegangen, die von den Vorauswahl-Jurys gesichtet wurden, um drei Anwärter für jede Sparte zu bestimmen. Sämtliche Mitglieder küren schließlich per Abstimmung die Gewinner.

Unterschiedliche Schwerpunkte

Die jetzt veröffentlichten Nominierungen des Deutschen Fernsehpreises unterstreichen noch einmal die Unterschiede zwischen den Preisen. In der Sparte Bester Schauspieler etwa hat der DFP Robert Atzorn („Der Fall Jakob von Metzler“), Matthias Brandt („Polizeiruf 110“, „Eine mörderische Entscheidung“ und „Verratene Freunde“), Volker Bruch und Tom Schilling („Unsere Mütter, unsere Väter“), Lars Eidinger („Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen“) sowie Jan Josef Liefers („Der Turm“) nominiert.

Die Akademie für Fernsehen schlug als beste Schauspieler bereits zuvor Fabian Hinrichs („Tatort: Der tiefe Schlaf“), Franz-Xaver Kroetz („Die Tote im Moorwald“) und Devid Striesow für „Blaubeerblau“ vor. Allein Tom Schilling darf auch auf einen Akademie-Preis hoffen, als bester Nebendarsteller in „Unsere Mütter, unsere Väter“. Ebenfalls so gut wie keine Übereinstimmung gab es bei Dokumentation, Reportage und Fernsehjournalismus.

Bei den besten Schauspielerinnen gibt es auch nur eine Überschneidung: Susanne Wolff („Mobbing“). Stefan Raab schafft es mit „Absolute Mehrheit“ ebenfalls auf beide Listen. Allerdings bei der Deutschen Akademie für Fernsehen in der Rubrik „Beste Unterhaltung“, beim DFP in der Sparte „Information“.

Die Akademie als „schlechtes Gewissen“ des Deutschen Fernsehpreises zu sehen, sei jedenfalls „nicht ganz falsch“, bestätigte Akademie-Vorstand Gerhard Schmidt, der die „hoffentlich positiven“ Erfahrungen aus der ersten Verleihung auswerten will, um zu klären, wie man sich zukünftig zum Deutschen Fernsehpreis positioniert. „Gehen wir enger zusammen, driften wir weiter auseinander? Das ist alles offen.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.