ARD zeigt „Ein Job“ spät in der Nacht: Der lange Schatten der Doris H.

Fünf Jahre lag Christian Görlitz’ Krimikomödie „Ein Job“ beim NDR herum. Am Freitag wird der Film gesendet – um 23.30 Uhr. Der Regisseur ist sauer.

Mafioso Bollinger (Martin Brambach, M.) hat für aufmüpfige Subunternehmer wie Killer oder Erpresser nichts übrig. Bild: ndr/georges pauly

BERLIN taz | Christian Görlitz hat sich sechs Programmzeitschriften gekauft. Vier kämen zu einer guten Bewertung von „Ein Job“, sagt er. Diese Daumen, Sterne und was sonst noch von den TV-Magazinen vergeben wird, sind Görlitz’ Munition für seinen Kampf gegen die „Missachtung einer künstlerischen Leistung“, wie der Filmemacher sagt.

Görlitz hat „Ein Job“ geschrieben und 2008 als Regisseur verwirklicht. Im Frühherbst desselben Jahres lief er auf den Hamburger Filmtagen. Oscar-Preisträgerin Vanessa Redgrave, die eine Nebenrolle spielt, war auch da. Dann lag der Film fünf Jahre im Keller des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Erst jetzt wird er im Ersten gezeigt – um 23.30 Uhr in der Nacht von Freitag auf Samstag. „Versendet“ nennt man das. „Dem Film wird übel mitgespielt“, klagt Görlitz.

Der NDR kann diesen Vorwurf nicht nachvollziehen: „Das hieße, dass alle fiktionalen Sendungen, die nicht um 20.15 Uhr beginnen, missachtet würden. Den 20.15-Uhr-Sendeplatz gibt es nur siebenmal in der Woche, daran kann auch Das Erste nichts ändern“, antwortet eine Pressesprecherin schriftlich.

Fr., 23.30 Uhr, ARD, „Ein Job“.

Seit Mitte der 80er Jahre schreibt und dreht Görlitz Fernsehfilme. 1997 gewann er den Grimme-Preis. 2007 verfilmte er Heinz Strunks „Fleisch ist mein Gemüse“. In diesem Stil wollte er auch bei „Ein Job“ weitermachen. Eine „Krimi-Romanze-Komödie“ nennt Görlitz den Film über Victorija (Viktoria Malektorovych), „die Killerkatze von Charkow“, die in Hamburg einen Job für die deutsch-russische Mafia erledigen soll. Natürlich klappt das alles nicht so, wie es sich ihr Auftraggeber Bollinger (großartig gespielt von Martin Brambach) vorstellt. So ist das nun mal in Krimi-Romanzen-Komödien.

Ein Film für die Primetime

Dennoch ist „Ein Job“ lustiger und überraschender als so manches, das in der ARD einen 20.15-Uhr-Sendeplatz bekommt. Görlitz glaubt auch gar nicht, dass der mitternächtliche Sendeplatz eine Strafversetzung für einen zu schlechten Film ist. Darin bestärken ihn ja auch seine TV-Zeitschriften. Nein, der Grund ist laut Görlitz ein ganz anderer: Im Film rattert er mit lauten Schreibmaschinengeräuschen nach genau zwei Minuten und 23 Sekunden ins Bild: „Redaktion Doris J. Heinze“.

Heinze war einst Fernsehfilm-Chefin des NDR. Jahrelang hatte sie Drehbücher von sich und ihrem Mann unter Pseudonymen an den NDR verkauft. 2009 musste sie gehen. „Ein trauriges Ereignis“, sagt Görlitz. Das dürften viele anders sehen. 2012 wurde Heinze zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt.

Heinze wollte laut Görlitz aus „Ein Job“ ein „großes Ding“ machen: einen Film für die Primetime. Deswegen wurde Redgrave eingekauft, deswegen wurde viel Geld ausgegeben. „Wieso kann ein öffentlich-rechtlicher Sender es sich leisten, weit über eine Million Euro zu einer Nachtzeit zu versenden?“, fragt sich Görlitz.

Dass die Kosten für Fernsehfilme generell in diesem Bereich liegen würden, bestätigt der NDR. Unattraktiv sei der Sendeplatz aber nicht. „Das TV-Publikum weiß, dass es hier jeden Freitag Fernsehfilme findet.“

Görlitz kämpft für sich – und Doris Heinze

Wobei Görlitz wohl eh weniger für den besorgten Gebührenzahler kämpft als für sich, seinen Film, und für Doris Heinze. Görlitz wittert in dem undankbaren Sendetermin von „Ein Job“ die „unbeholfene Strategie eines Nachlassverwalters,“ ungeschehen und ungesehen zu machen, „was seiner geschassten Vorgängerin gelungen ist“. Mit Nachlassverwalter meint Görlitz den Heinze-Nachfolger Christian Granderath, der seiner Programmverantwortung nicht gerecht würde, wie Görlitz meint.

Doch laut NDR hat Granderath vorab mit der Produktionsfirma über den Sendeplatz gesprochen. Außerdem würde der NDR dem Publikum im Ersten vieles bieten, auch Filme, „die schon vor einiger Zeit gedreht wurden, aber noch nicht im Ersten zu sehen waren“. Für jeden würde ein Sendeplatz gesucht – „neben den zahlenmäßig begrenzten Primetime-Terminen auch spätere Film-Sendeplätze“.

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