Flüchtlinge: Hausbesetzer unter sich

Die Bewohner der besetzten Schule in Kreuzberg treffen sich mit Stadtrat Panhoff – und akzeptieren den Plan für ein Projektehaus.

Die Bewohner sollen nun ein Verhandlungskomitee bilden. Bild: DPA

Keine Zerstörungen mehr. Einen geregelten Putzdienst organisieren. Forderungen wie diese richtete der grüne Stadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Hans Panhoff, am Freitagabend an die Flüchtlinge in der besetzen Schule. Zug um Zug ist sein Credo, nach dem Motto: Tut ihr was, tun wir auch auch was. Über den Einbau von Duschen könne man dann zum Beispiel mit dem Bezirksamt reden.

Das Gespräch dauerte mehrere Stunden. Es war das erste dieser Art. In dem besetzten Gebäude in der Ohlauer Straße leben mittlerweile über 200 Menschen. Nicht nur Flüchtlinge, auch Roma und Obdachlose haben in dem ehemaligen Schulkomplex eine Herberge gefunden. Klassenzimmer und Aula sind mit Matratzen ausgelegt. Die hygienischen Zustände in den Toiletten sind katastrophal.

Das Treffen mit Panhoff fand im Hof statt. Rund 40 Menschen hätten teilgenommen, heißt es. Flüchtlinge, Unterstützer und Vertreter der Projekte, die irgendwann in das Haus einziehen möchten. Panhoff wendete sich auf Englisch an die Versammelten. Was er sagte, wurde auf Arabisch, Spanisch und Französisch übersetzt. Mit den Roma gab es Verständigungsprobleme. Das nächste Mal will er eine professionelle Übersetzung organisieren.

„Das ist alles sehr gut gelaufen“, erfuhr die taz aus Unterstützerkreisen. Panhoff habe darauf hingewiesen, dass er selbst mal Hausbesetzer war und die Plenumsstrukturen kenne. Seine Rede sei mit Applaus quittiert worden. Nur wenige Querulanten hätten versucht zu stören. „Die haben die Refugees selbst zur Ruhe gebracht.“

In zwei Wochen will man sich wieder treffen, dann aber in anderer Zusammensetzung. Die Bewohner haben den Auftrag, ein Komitee zu bilden, in dem alle Ethnien und relevanten Bewohnergruppen vertreten sind. „Wenn das gelingt, haben wir eine echte Chance, in einen Dialog zu kommen“, so Panhoff am Sonntag zur taz. Sein Wunsch ist, dass alles, was Komitee und Bezirksamt aushandeln, mit den Hausbewohnern rückgekoppelt wird.

Ziel der Gespräche sei es, gemeinsam Verantwortung für das Gebäude zu übernehmen, sagt Panhoff. Wenn er einen organisierten Putzdienst fordere, meine er nicht nur die üblichen Drei, die immer aktiv seien. Und noch etwas hat er auf der Versammlung am Freitag klargestellt: Das Haus soll, wie von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, in ein Projektehaus überführt werden. Dieses könne aber auch von Flüchtlingen genutzt werden. Das wichtigste Ergebnis für ihn sei, dass die Versammelten diesem Ziel am Freitag „per Akklamation“ zugestimmt hätten, so Panhoff.

Es war ein Anfang, sagt der Stadtrat. „Jede lange Reise beginnt mit einem ersten Schritt, hat eine Afrikanerin am Freitag gesagt.“

Bei aller Harmonie habe er den Bewohnern auch klar gemacht, dass das Bezirksamt bei aufenthaltsrechtlichen Fragen nichts zu sagen habe. Wenngleich er eine deutliche Meinung vertrete: „Das Land Berlin sollte sich einen Ruck geben und sagen: Alle die da sind, nehmen wir auch auf.“

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