Krise in Ägypten: Das Massaker von Rabaa

Ägyptische und ausländische Reporter haben allein in der Rabaa-Moschee von Kairo Hunderte Leichen gezählt. Auch Journalisten wurden getötet.

Soldaten bewachen den Eingang zur Moschee am Rabaa-Platz. Bild: reuters

BERLIN taz | Alle Seiten sind sich einig: Die meisten Toten in Ägypten gab es am Mittwoch bei der Räumung des Platzes Rabaa al-Adawija im Osten von Kairo. In der offiziellen Todesstatistik von 525 Toten entfallen darauf 202. Von Nahda, dem anderen geräumten Platz am Westufer des Nils, melden die Behörden 87 Tote, dazu 29 in der Stadt Helwan und 207 „in anderen Gouvernements“.

Von den 525 Toten seien 43 Polizisten. Dazu gebe es landesweit 3.717 Verletzte. Journalisten fanden bei vielen Toten Schusswunden im Kopf oder im Oberkörper, was auf gezielte Todesschüsse von Scharfschützen schließen lässt.

In der Moschee am Rabaaplatz sah der Korrespondent der New York Times, David Kirkpatrick, am Donnerstagfrüh „über 240“ Leichen. Ihm zufolge müssten diese Opfer zu den offiziellen dazugezählt werden, da Letztere sich nur auf staatliche Leichenhallen bezögen.

Kirkpatrick besuchte die Moschee, als die Leichen schon in weiße Tücher eingehüllt waren, vorbereitet für die spätere Beisetzung. Auf Fotos sind trauernde Angehörige zu sehen, die sich über Leichen beugen, in Haufen eingesammelter Ausweise wühlen und Listen mit Namen der Toten durchforsten.

Fotos aus dem brennenden Protestcamp

Bilder des Schreckens vom Rabaaplatz hat Mosa’ab Elshamy geliefert, der Bruder des Al-Dschasira-Reporters Abdullah Elshamy. Beide befanden sich am Mittwoch gemeinsam dort. Während Abdullah verhaftet wurde, fotografierte Mosa’ab im brennenden Protestcamp, im Chaos in der Moschee und in den Kellerräumen, die sich mit Leichen füllten.

„Jeder auf dem Rabaaplatz ist ein Ziel für die Scharfschützen“, twitterte Mosa’ab auf @mosaaberizing. „Das Schlimmste ist, nicht zu wissen, von wo die Schüsse kommen. Man versteckt sich irgendwo und hofft.“

Und schließlich: „Ich fühle, wie eine Kugel an meiner Schulter vorbeifliegt. Ein Summen wie eine Riesenmücke in Lichtgeschwindigkeit … Das zusammen mit drei Schrotkugeln würden in meinem Rücken war für mich das Zeichen zum Aufbruch. Auf dem Weg nach draußen wurde ich von einer Bürgerwehr überfallen, die meine Ausrüstung stahl. Zum Glück hatte ich den Speicherchip in meinem Strumpf versteckt.“ So konnte Mosa’ab Elshamy 125 Fotos vom Rabaaplatz herausschmuggeln.

Zu den Toten von Kairo gehören auch zwei Journalisten: Habiba Ahmed abd Elaziz, die für die Zeitung XPress in den Arabischen Emiraten arbeitete und sich auf Heimaturlaub befand, und der britische Kameramann Mick Deane von Sky News. Beide starben auf dem Rabaaplatz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.