Wal-liebender Schiffeversenker

Paul Watsons Paradedisziplin ist Schiffeversenken. Dreizehn Walfangschiffe hat der weißhaarige Kanadier nach eigener Zählung auf dem Kerbholz. Nun hat es ihn selbst erwischt. Am Mittwoch rammte der japanische Walfänger „Shonan Maru 2“ in der Antarktis mutmaßlich absichtlich die „Ady Gil“, den neuen High-Tech-Flitzer von Watsons Meeresschutzorganisation Sea Shepherd. Die Besatzung wurde gerettet, das Boot hat vermutlich nur noch Schrottwert, aber Watson macht weiter – „die Wale sind uns mehr wert als Schiffe“ – und hat den „Walkrieg“ erklärt.

Nicht zum ersten Mal. Die Isländer konnten schon ein Lied davon singen – ihnen hatte Watson 1986 die halbe Walfangflotte versenkt. In den Neunzigern lieferte er den norwegischen Walfängern mit mehreren Sabotageaktionen einen kostspieligen Kleinkrieg. In den letzten Jahren konzentrierte sich der 59-Jährige auf das Stören des japanischen „Forschungswalfangs“. Wenn Stinkbomben und waghalsige Manöver vor der Mündung der Harpunen nicht reichten, auch mit gezielten Rammaktionen.

Aufgewachsen in einem Fischerdorf an der kanadischen Ostküste, entdeckte er früh sein Herz für Tiere. In Interviews erzählt er, wie er als Zehnjähriger Jägern ihre Fallen und Fischern die Netze zerstörte. Als er 1971 ein frühes Mitglied von Greenpeace wurde, erhielt er eine Mitgliedsnummer, die sich als recht passend erweisen sollte: 007. Schon nach einigen Jahren trennten sich die Wege wieder. Er warf Greenpeace vor, zu harmlos, feige und geldgierig zu sein. Nachdem Greenpeace ihn 1977 wegen seiner gewaltsamen Methoden hinauswarf, gründete Watson Sea Shepherd – das Verhältnis ist angespannt.

An Watson, mehrfach verheiratet, derzeit Single, scheiden sich die Geister. In Japan als Terrorist beschimpft, in Norwegen für das Rammen eines Küstenschiffs zu vier Monaten Haft verurteilt, kann er vor allem in Hollywood prominente UnterstützerInnen vorweisen: Pierce Brosnan, Sean Penn oder Daryl Hannah. Der Guardian zählte ihn vor zwei Jahren zu den „50 people who could save the planet“. Seinen Schreibtisch ziert eine kleine Statue, die der Dalai Lama ihm samt einem anerkennenden Schreiben verehrt hat.

REINHARD WOLFF