Abiturprüfung in NRW: Miese Stimmung wegen Mathe

Tausende Schüler beschweren sich über zu schwierige Mathe-Aufgaben bei der zentralen Abiprüfung in NRW. Aber das Bildungsministerium kann kein Problem erkennen.

Ich glaube, ich flieg' aus der Sinuskurve ... Bild: Photcase / simosg

DÜSSELDORF dpa | Tausende Schüler aus Nordrhein-Westfalen protestieren gegen die zentrale Abiturprüfung in Mathe. Die Aufgaben seien zu schwierig und kompliziert formuliert gewesen, beschweren sich die Abiturienten. Eine Facebook-Gruppe zum Thema hatte am Freitagmittag mehr als 5.600 Mitglieder, eine Petition an das nordrhein-westfälische Schulministerium mehr als 4.000 Unterstützer, Tendenz steigend. „Ich bin sicher, dass die Klausur lösbar und nicht fehlerhaft war“, sagte dagegen eine Ministeriumssprecherin.

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) habe die zuständige Aufgabenkommission nun damit beauftragt, schriftlich Stellung zu konstruktiver Kritik zu nehmen. Proteste, wie sie im Netz hochkochen, gebe es gerade im Abi-Fach Mathe immer, sagte die Sprecherin.

Schon in den letzten Jahren hatte es in NRW Aufruhr gegeben. 2011 beschwerten sich Abiturienten über eine missverständliche Aufgabe. In die Wiederholungsklausur hatte sich dann ein Fehler eingeschlichen, den ein aufmerksamer Lehrer aber noch rechtzeitig bemerkte. 2008 konnten einige tausend Schüler die Prüfung wiederholen, weil sie unter anderem eine später als „Oktaeder des Grauens“ bekannte Aufgabe als zu schwierig empfunden hatten.

Nicht alle Schüler hielten die Aufgaben in diesem Jahr für unlösbar. Eine Facebook-Nutzerin schreibt: „Also unsere Grundkurse bzw. Leistungskurse hatten keine Probleme mit den Prüfungen (...).“ Andere Abiturienten pflichteten ihr bei: „Habt ihr auch mal daran gedacht, dass ihr die Leute verunsichert, bei denen es gut war?“ Die Zeit habe nicht ausgereicht, die Aufgaben seien viel schwieriger gewesen als 2011, begründeten Schüler dagegen ihre Unterschrift unter der Petition mit dem Titel „Abprüfen der Klausuren vor der Aushändigung“.

„Unsere Zukunft wird verbaut"

Die Aufgaben durchliefen einige Hürden, bevor sie an die Schüler gingen, verteidigte das Ministerium den Prozess im Zentralabitur. „Ein Lehrerteam erstellt die Aufgaben“, sagte die Sprecherin. Dann beackerten Mathelehrer selbst die Klausuren, um sie einem Praxis-Check zu unterziehen. Eine Kommission aus Fachlehrern, Fachwissenschaftlern und Dezernenten der Bezirksregierung gebe die Aufgaben frei.

Anders als in anderen Fächern laden Mathelehrer die Klausuren selbst aus dem Netz herunter und sehen sie vor den Prüfungen durch. Aus acht Aufgaben für die Leistungskurse - etwa aus den Bereichen Analysis oder Stochastik - müssen die Lehrer vier auswählen. Für die Grundkurse wählen sie aus sieben Aufgaben drei aus. „Danach haben wir in diesem Jahr nur eine Handvoll Rückmeldungen bekommen“, sagte die Sprecherin. Nach den Klausuren hätten noch zwei Lehrer Rückfragen gehabt.

Die Abiturienten fühlen sich in diesem Jahr vor allem durch den doppelten Abiturjahrgang unter Druck gesetzt. Rund 121.000 Schüler brüteten in NRW in den vergangenen zwei Wochen über den schriftlichen Prüfungen, 2011 waren es etwa 80.000 gewesen. Viele fürchten, wegen der Zulassungsbeschränkung durch den Numerus clausus in vielen Fächern keinen Studienplatz zu bekommen. „Unsere Zukunft wird von den Politikern einfach verbaut“, schreibt eine Unterstützerin der Online-Petition. Für Dienstag haben die Schüler eine Demonstration vor dem Düsseldorfer Ministerium geplant.

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