Mögliche weitere Neonazi-Terrorgruppen: Der Anfangsverdacht ist da

Neben dem NSU gab es wohl weitere Neonazi-Terroristen. Die Bundesanwaltschaft hat drei weitere Gruppen in den Blick genommen.

Heckt da noch jemand Terrorpläne aus? Bild: dpa

KARLSRUHE taz | Das NSU-Trio war wohl nicht die einzige rechte Terrorgruppe in Deutschland. Die Bundesanwaltschaft ermittelt derzeit gegen drei weitere Nazi-Terrorvereinigungen.

Dies gab der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum am Mittwoch bei der Jahresbilanz seiner Behörde in Karlsruhe bekannt. Wie viele Mitglieder die Gruppen haben und in welchen Bundesländern sie aktiv sind, wollte er zum Schutz der Ermittlungen nicht sagen.

Die Verfahren seien, so Griesbaum, eine Folge des Informationsaustauschs in dem vor einem Jahr neu eingerichteten Gemeinsamen Abwehrzentrum Rechts (GAR). Dort arbeiten Polizei, Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaften zusammen. Nach taz-Informationen liegt den drei Ermittlungsverfahren bisher jeweils nur ein Anfangsverdacht zugrunde.

Die Gruppen sollen sich zwar mit terroristischer Zielsetzung zusammengeschlossen haben, ohne aber bereits mit konkreten Anschlagsplanungen begonnen zu haben. Auch Verhaftungen hat es bisher noch keine gegeben.

Griesbaum räumte Versäumnisse der Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit der NSU-Terrorzelle ein. Die Konzentration auf den islamistischen Terror nach 2001 habe vielleicht bewirkt, „die rechtsterroristische Gefahr zu unterschätzen“. Künftig dürfe man bei der Terrorbekämpfung nicht mehr von „Hauptgefahren“ ausgehen, so Griesbaum, sondern nur noch von „gleich gefährlichen Parallelgefahren“.

Er kritisierte auch das „geheimdienstliche und polizeiliche Dogma“, dass Rechte ihre Straftaten angeblich stets unorganisiert begehen. Dies habe verhindert, die drei in Jena abgetauchten NSU-Terroristen als gefährliche Gruppe wahrzunehmen und später mit der unaufgeklärten Mordserie an neun migrantischen Kleingewerblern in Verbindung zu bringen.

Griesbaum erinnerte daran, dass die Bundesanwaltschaft schon 2007 ein Terrorabwehrzentrum gegen rechten Terror vorgeschlagen hatte. Die anderen Sicherheitsbehörden hätten den Vorschlag damals aber als unnötig „abgetan“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Mit der taz Bewegung bleibst Du auf dem Laufenden über Demos, Diskussionen und Aktionen gegen rechts.

Hier erfährst du mehr

Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.