FOLGEN DES HÄUSERKAMPFES: Späte Rechnung

Eineinhalb Jahre nach der Besetzung des ehemaligen Finanzamts Altona bekommen 40 Aktivisten Strafbefehle

Wollten ein Autonomes Zentrum eröffnen: Hausbesetzer im ehemaligen Finanzamt Altona. Bild: Marily Stroux

Die Besetzung des ehemaligen Finanzamts Altona in der Großen Bergstraße hat ein Nachspiel. Den 40 BesetzerInnen flatterten jetzt Strafbefehle wegen Hausfriedensbruch ins Haus. Insgesamt verlangt die Staatsanwaltschaft 20.000 Euro Strafe von den Aktivisten. Die Betroffenen werden Widerspruch einlegen, so dass eine Flut von Prozessen zu erwarten ist.

Rund 200 Menschen hatten am 23. April vorigen Jahres das Finanzamtsgebäude besetzt, das zuvor mehrere Jahre leer gestanden hatte. Die Aktivisten wollten in dem Gebäude ein „Autonomes Zentrum“ eröffnen und so einen „Kontrapunkt“ gegen die Gentrifizierung Altonas setzen, die mit den Plänen zu einer „Neuen Mitte“ auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Turbo-Geschwindigkeit voranschreite. Und sie wollten auf den städtischen Leerstand hinweisen sowie darauf, dass die Stadt das leer stehende Gebäude als Spekulationsobjekt betrachte: „Die Stadt scheint auf den Bau des neuen Ikea und der damit einhergehenden Wertsteigerung von Immobilien in der Großen Bergstraße zu warten“, hieß es damals.

Nach sieben Stunden Besetzung räumte die Polizei das Gebäude. Obwohl es viele Fluchtwege über die Nachbarhäuser gab, entschlossen sich 40 Personen, sich von der Polizei festnehmen zu lassen.

Dass die Strafbefehle erst nach eineinhalb Jahre erlassen worden sind, hat nach Ansicht der Betroffenen politische Gründe: Der Stadt sei es unangenehm, dass die Angelegenheit an eine große Öffentlichkeit komme. Nach der Besetzung war das Gebäude wieder für eine gewerbliche und künstlerische Nutzung freigegeben worden.

Die Betroffenen kündigten an, die Prozesse zu nutzen, um den Widerstand gegen Gentrifizierung zu politisieren. Die verfehlte Stadtentwicklungspolitik und der bestehende Leerstand müssten skandalisiert werden.

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