Kommentar "Northern Vitality": Auslaufverbot umschifft

An den Ankündigungen des neuen Schiffseigners sind Zweifel angebracht.

Es stinkt zum Himmel. Da will eine Reederei seit Jahren ein giftiges Schiff ausmustern. Zuletzt war der Plan, die „Northern Vitality“ irgendwo in einem entfernten Winkel der Welt zu verschrotten.

So wäre es wohl auch gekommen – hätte die Nicht-Regierungsorganisation Shipbreaking Platform nicht auf den drohenden Umweltfrevel hingewiesen. Und hätte nicht – was selten genug gelingt – das niedersächsische Umweltministerium rechtzeitig gehandelt und den Kahn vor rund vier Wochen in Wilhelmshaven per Auslaufverbot an die Kette gelegt.

Bis zum gestrigen Freitag: Nun scheint es der Reederei durch einen pfiffigen Trick gelungen zu sein, das korrekte Handeln der Behörden – im wahrsten Sinne des Wortes – zu umschiffen.

Dabei sind erhebliche Zweifel angebracht an den Ankündigungen des neuen Schiffseigners, man wolle die „Vitality“ mitnichten verschrotten, sondern vielmehr reparieren lassen. Zumal dieser neue Eigner bloß eine Art Tochtergesellschaft des alten ist.

Man möchte geradezu Wetten abschließen, dass die „Northern Vitality“ im tiefsten Mittelmeer nicht ins Schwarze Meer und nach Bulgarien abbiegt, sondern doch Kurs aufs Rote Meer und nach Indien nimmt, wo am Strand bereits die Northern-Halbschwestern „Dignity“ und „Felicity“ zum Abwracken warten. Und währenddessen zuhause in Hamburg die Reederei H. Schuldt ihre Hände in Unschuld wäscht.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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