Kulturpolitik in Hamburg: Gängeviertel will Kohle

Die Initiative "Komm in die Gänge" will nicht länger umsonst arbeiten. Bei der Stadt und Steg stoßen sie damit auf taube Ohren.

Lange genug umsonst geackert: Die Initiative "Komm in die Gänge" fordert für den Fabrik-Betrieb elf bezahlte Stellen. Bild: Franziska Holz

HAMBURG taz | Um die künftige Nutzung der Fabrik im Gängeviertel ist ein Streit entbrannt. Die Stadtentwicklungsgesellschaft Steg, die die Sanierung der Häuser treuhänderisch begleitet, hat gegen den Willen der Gängeviertel-Initiative einen Antrag auf EU-Gelder für den nächsten Sanierungs-Abschnitt gestellt. Zwar hat sie das Betriebskonzept der Initiative inhaltlich übernommen, aber die von den Gängeviertel-Leuten geforderte personelle Ausstattung gestrichen. Die Initiative hatte es abgelehnt, den Antrag zu stellen, weil sie die Finanzierung ihres Konzepts als nicht gesichert sah.

Weil die Stadt einer regelhaften Finanzierung in Höhe von 250.000 Euro pro Jahr eine Absage erteilte, wies das Betriebskonzept der Initiative eine Finanzierungslücke auf. Um doch noch aus den roten Zahlen zu kommen, habe die Steg die geplanten Stellen aus dem Konzept gestrichen und mit höheren Eintrittspreisen kalkuliert, sagt Gängeviertel-Sprecherin Christine Ebeling.

Die Initiative will die Fabrik auf institutionelle Füße stellen. „Auf Dauer wird die Fabrik nicht auf ehrenamtlicher Basis funktionieren“ so Ebeling. Geplant sind insgesamt elf Stellen. Drei für die Geschäftsführung, Booking und Gastronomieleitung im Umfang von rund 30 Stunden, fünf halbe Stellen für die Programmarbeit, Buchhaltung, Hausmeister, Veranstaltungstechniker und drei weitere 10-Stunden-Stellen für Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und die kuratorische Planung. Die Initiative prüft nun, ob Einsparungen möglich sind und sich weitere Unterstützung findet.

Die Stadt subventioniert das Gängeviertel derzeit vor allem durch die geringen Mietkosten. Lediglich für die bereits sanierten Flächen zahlt die Initiative einen Euro pro Quadratmeter. Außerdem werden einzelne Ausstellungsprojekte gefördert. „Die Kulturbehörde hat von Anfang an gesagt, dass sie das sozio-kulturelle Zentrum nicht finanzieren kann“, sagt deren Sprecher Enno Isermann. Denkbar wäre höchstens, dass die Fabrik über den Bezirk als Stadtteilkulturzentrum gefördert wird.

Das Gebäude von 1903, in dem einst Gürtel und Schnallen gefertigt wurden, gilt als Herz des Gängeviertels.

Das Konzept der Initiative sieht vor, auf 700 Quadratmetern offene Werkstätten und Proberäume für Kunst, Kultur und Soziales zur Verfügung zu stellen.

Weil das Konzept sich finanziell nicht selbst trägt, fordert die Initiative von der Stadt 250.000 Euro oder eine Senkung der Grundkosten, so dass eine Förderung nicht mehr nötig ist.

Außerdem ist eine Quersubventionierung mittels gestaffelter Raummieten geplant.

Die Sprecherin des Bezirksamts, Sorina Weiland hält das für unwahrscheinlich. „Das Geld ist nicht da“, sagt sie. Derzeit verteilt sich der Stadtteilkulturetat von 1,35 Millionen Euro im Bezirk Mitte auf den Billstedter Kulturpalast, die Kulturläden Hamm und St. Georg, die Honigfabrik, Stadtteilarchive und Geschichtswerkstätten. „Denen 250.000 Euro wegzunehmen, das lässt sich nicht durchsetzen“, so Weiland. Außerdem strahle das Gängeviertel auf die ganze Stadt aus, da seien alle Bezirke gefragt.

„Wir wollen nicht, dass anderen das Geld weggenommen wird“, sagt Ebeling. Vielmehr gehe es darum, zu sehen, was der reale Bedarf ist und was man dafür tun kann, den Etat zu erhöhen. Die Stadt müsse zeigen, was ihr Kultur wert ist.  

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