Fußball-WM-Qualifikation in Österreich: Ein Hauch von Größenwahn

Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland präsentiert sich Österreichs Team äußerst selbstbewusst. Zu Recht?

Gut drauf: Österreichs Spieler beim Training. Bild: reuters

WIEN taz | Anderthalb Tage sind fleißige Helfer damit beschäftigt gewesen, 46.000 rot-weiß-rote Fähnchen auf die Sitzplätze im Ernst-Happel-Stadion zu stecken. Nur der deutsche Fansektor für 1.173 Anhänger blieb von dieser Maßnahme ausgespart, während in der gegenüberliegenden Kurve wiederum 14.000 Menschen Teil einer gewaltigen Choreografie werden.

Das WM-Qualifikationsspiel zwischen Österreich und Deutschland gibt reichlich Anlass, im Wiener Prater mal wieder einen Fußball-Festtag zu begehen. „Alle Österreicher sollen sich heiser schreien“, sagte Marcel Koller, Österreichs Trainer, ein Schweizer.

Er habe rasch gemerkt, „dass das Duell gegen Deutschland hier das Spiel der Spiele ist“, erklärte der 51-Jährige, „deshalb haben wir bewusst den ersten Termin freigelassen.“ Seit Sonntag vergangener Woche bereitet sich sein Team auf das erste Pflichtspiel unter Koller vor, der ein mutiges Pressing zu seinem Markenzeichen machen möchte.

Zunehmend selbstbewusst tritt die österreichische Auswahl auf, in der erstmals in der Anfangself elf Legionäre, darunter neun Bundesliga-Profis, stehen werden. „Wir müssen uns nicht zu klein machen“, sagt der auf Schalke angestellte Kapitän Christian Fuchs, „wir haben einen guten Zusammenhalt und einige Qualitäten.“ Die Deutschen hätten längst gemerkt, „dass wir Konstanz reingebracht haben“.

Vorläufige Nummer 1

„Die Deutschen sind auch nur Menschen mit zwei Beinen. Man kann ihnen wehtun, wenn wir einen Tick mehr laufen und einen Tick aggressiver sind“, glaubt der Bremer Marko Arnautovic, der die von Koller avisierten Konterattacken über den rechten Flügel vorantreiben soll. Zentral ist sein Vereinskollege Zlatko Junuzovic gesetzt, über die linke Flanke kommt der schussstarke Mainzer Andreas Ivanschitz, und in der Sturmmitte ruhen die Hoffnungen auf den Qualitäten eines Martin Harnik.

Das größte Problem bei so viel Bundesliga-Power verbirgt sich unter der Latte: Robert Almer gibt beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf immer noch den Ersatzmann, doch den 28-Jährigen hat Koller nach langer Bedenkzeit zur Nummer eins gemacht – vorläufig.

Koller umschifft die problematischen Themen geschickt; wie es heißt, habe er seinem Team in den vergangenen neun Tagen fast ausnahmslos die Stärken vorgeführt. Welche das sind? Koller schmunzelt: „Unsere Stärken liegen überall.“ Auf spezielle Ratschläge von seinen in Deutschland beschäftigten Profis machte der Nationaltrainer erst gar keinen Gebrauch: „Ich war bei der EM und habe die deutschen Spiele gesehen. Ich kenne die Spieler und deren Verhaltensweisen.“ Und damit auch deren Schwächen.

Steht Fußball-Österreich schon wieder an der Grenze zum Größenwahn? Der als Kolumnist äußerst umtriebige Hans Krankl hat die Teams gerade Position für Position verglichen, und für den einstigen Torjäger ist der Gastgeber vielfach bereits besser besetzt. Für ihn ist Arnautovic stärker als Thomas Müller und Harnik besser als Miroslav Klose. Der Cordoba-Schreck glaubt: „Deutschland schwächelt ein wenig.“

WM-Qualifikation Österreich-Deutschland: Dienstag, 20.30 Uhr, ARD

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