Anschläge im Irak: Bomben auch im Süden

Bei einer blutigen Anschlagsserie starben am Sonntag im Irak mindestens 65 Menschen. Die Opfer waren vornehmlich Schiiten und Sicherheitskräfte.

Polizeigebäude in Kirkuk, das am Sonntag Ziel eines Bombenanschlags war. Bild: dpa

BAGDAD dpa | Im Irak stehen die Zeichen auf Gewalt: Bei einer blutigen Anschlagsserie starben am Sonntag mindestens 64 Menschen. Fast 200 wurden verletzt, wie irakische Sicherheitskreise und Rettungskräfte ferner bestätigten.

Ein Gericht in Bagdad verurteilte indes den Vizepräsidenten Tarik al-Haschimi in Abwesenheit zum Tode. Der Sunnit wurde wegen der Organisierung von Todesschwadronen und mehrfachen Mordes für schuldig befunden. Damit hat der innenpolitische Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten nach dem Abzug der US-Truppen einen neuen Höhepunkt erreicht.

Seiner Verhaftung hatte sich Al-Haschimi durch Flucht in die kurdische Autonomieregion und dann in die Türkei entzogen. Al-Haschimi und seine Anwälte bestreiten die Vorwürfe. Das Verfahren sei vom schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki gesteuert, der einen politischen Gegner aus dem Weg räumen wolle.

Opfer Schiiten und Soldaten

Fast alle Opfer der blutigen Anschlagsserie waren Angehörige der schiitischen Bevölkerungsmehrheit oder irakische Soldaten. Erstmals seit langer Zeit explodierten Bomben auch im fast rein schiitischen Süden des Landes. Die Bluttaten wurden sunnitischen Extremisten aus dem Dunstkreis des irakischen Ablegers der Al-Kaida angelastet.

Allein zwölf Menschen starben bei zwei aufeinanderfolgenden Explosionen vor einem schiitischen Schrein in der südlichen Stadt Amara. In der Erdöl-Stadt Kirkuk wurden bei mehreren Autobomben-Anschlägen zwölf Menschen getötet. Unter ihnen waren sieben Polizeirekruten, die sich vor dem Büro einer Ölfirma angestellt hatten, um sich als Sicherheitspersonal zu bewerben.

Auch in der nördlichen Metropole Mossul explodierten mehrere Bomben. Eine davon tötete in einer schiitischen Wohngegend drei Menschen. In Dudschail, 65 Kilometer nördlich von Bagdad, überfielen Aufständische einen Armee-Kontrollpunkt und erschossen elf Soldaten. Die Kleinstadt in der Provinz Salaheddin ist schiitisch bewohnt.

In der südirakischen Stadt Nassirija detonierten vor dem französischen Konsulat zwei Bomben. Zwei Zivilisten seien getötet und sechs weitere verletzt worden, verlautete aus Sicherheitskreisen. Im südlichen Hafen Basra starben zwei Menschen bei der Explosion einer Autobombe auf einem Markt.

Anschläge gehören immer noch zum Alltag im Irak, auch wenn die bürgerkriegsartigen Konflikte 2006 und 2007 mit Tausenden Toten ihren Höhepunkt erreicht hatten. Meist werden die Anschläge dem irakischen Ableger des Terrornetzes Al-Kaida zugeschrieben.

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