DIE WAHRHEIT: Eiertag ohne Visionen

Exklusiv: Die intimen Aufzeichnungen der Gertrud Höhler.

Was mag in dieser Frau, die beinahe mal Ministerin geworden wäre, vorgehen? Bild: dapd

Sie ist die Greta Garbo der deutschen Politikberatung, die Rosamunde Pilcher der Kommunikationswissenschaft und Mutti des philsosophisch aufgebrezelten „Wirtschaftsstammtischs“ (Peter Sloterdijk).

Gertrud Höhler hat bereits dutzende überflüssige Bücher auf den Mark geworfen und mit der Kanzlerinnenbiografie „Die Patin“ erstmals einen drittklassigen Kolportageroman verfasst.

Was mag in dieser Frau, die beinahe mal Ministerin geworden wäre, vorgehen? Aufschluss über ihren Werdegang geben die intimen Aufzeichnungen Höhlers, die der Wahrheit exklusiv vorliegen.

Mache einen kurzen Abstecher ins Konrad-Adenauer-Haus auf ein Glas Mineralwasser. In der Kantine steht er plötzlich vor mir in der Schlange. Dick, massig, riesig. „Was nehmen wir denn heute Leggeres?“, sabbert der Kanzler das Küchenpersonal voll.

„Ände oder legger Schweinschen?“ Energisch wie ich bin, tippe ich ihm von hinten auf die breite Schulter: „Nehmen Sie doch beides“, rate ich keck. Den Scherz, „das macht den Kohl auch nicht mehr fett“, verkneife ich mir lieber. Aber bloß keine falsche Bescheidenheit. Ab heute ist es nämlich offiziell: Ich bin Kanzlerberaterin!

Heute ist mein Eiertag. Fünf Stück am Tag sind erlaubt. Den genialen Tipp habe ich vom gertenschlanken Alfred, der schon seit Jahren auf die Eierdiät schwört. Der Erfolg gibt ihm recht. Wenn ich mir da die anderen Fettsäcke aus dem Vorstand der Deutschen Bank angucke! Auf dem Weg zum Vortrag bei VW höre ich im Radio die flattrigen Sätze von Günther Schabowski, irgendwas mit offenen Grenzübergängen.

Schnickschnack! Heute Abend werde ich über die wirklich wichtigen Dinge sprechen: Wie man seinen Mitmenschen ein Ohr abkaut und damit richtig Kohle macht. Als ich nach dem Vortrag in der Kantine schnell noch ein hart gekochtes Ei essen will, sind die Grenzen schon auf. Eier gibt’s auch keine mehr, und die füllige Thekenkraft besitzt die Frechheit, mir stattdessen eine Banane anzubieten. Wie mir diese Tanten mit Hüftgold und ohne Visionen zum Hals raushängen.

Fett riecht billig, ranzig und alt! Mineralwasser entgiftet und erfrischt meinen Körper und Geist! Drei Wochen mentales Schlankheitstraining haben sich gelohnt. Ich bin nicht nur eine hochdotierte Beraterin und begnadete Literaturprofessorin, ich werde jetzt auch noch Model! Annie will mich nämlich für die neue Amex-Kampagne fotografieren.

Ganz was Edles. Frau Literaturprofessorin hoch zu Ross. Annie kommt extra aus den Staaten nach Paderborn rüber, und ich soll auf meinem Liebling Esau durch das Hauptportal ins Unigebäude einreiten. In edler Reitermontur mit Gerte. Das hat doch was. Sohnemann Abel darf auch mit aufs Bild. Hoffentlich finde ich überhaupt noch den Uni-Eingang … Bin doch schon so lange nicht mehr in dem Laden gewesen!

Meinen Job an der Universität bin ich zwar wegen dieser kleinlichen Streitereien um Arbeitszeiten los. Egal, dafür bin ich immerhin Frau des Jahres. Das wurde auch langsam Zeit. Der Deutsche-Staatsbürgerinnen-Verband zeichnet mich aus. Aber wer zum Teufel sind diese Tussen bloß? Und warum raffen diese Gipsköppe von der Forbes-Liste eigentlich nicht, wie unglaublich wichtig ich bin?

Ich faste, bis mir schwindlig wird. Mir gehen ständig so komische Worte im Kopf herum, wie „emotionale Magersucht“, „weibliche Sozialhellhörigkeit“, „maskuline Führungsinstabilität“ Soll ich ein neues Buch schreiben oder lieber zum Arzt gehen?

Dies ist ein tiefschwarzer Tag in unserer an Tiefpunkten nicht eben armen Geschichte. Heute wird das dicke Mädchen aus Mecklenburg deutscher Kanzler! Mir ist so schlecht, dass ich den ganzen Tag nichts runterkriege.

Das mit den Hosenanzügen hat die Meckpommette eindeutig von mir abgeguckt. Genutzt hat‘s ihr nix. Denn natürlich sieht das bei einer 48er-Größe immer trutschig aus. Da hat Kohls Mädchen wohl etwas zu oft von der Soljanka geschlabbert. Ganz schlimm wird’s dann im Abendkleid in Bayreuth. Wie die plüschige Transen-Statistin aus der Schlingensief-Oper. Dabei habe ich ihr doch schon so oft gesagt: „Frau Merkel, Rosa geht bei Ihrem Teint so gar nicht.“ Die ist aber auch völlig beratungsresistent!

Ich beginne mich ernsthaft zu langweilen. Plasberg ruft auch immer nur an, wenn die Dithfurth mal nicht kann. Also praktisch nie. Aus purer Verzweiflung ziehe ich mir drei Folgen vom „Paten“ rein. Ein ganz schrecklicher Film. Ununterbrochen stopfen sie fettige Spaghetti mit Tomatensauce in sich hinein und gehen auf wie Pizzateig. Pfui Teufel. Aber das Knautschgesicht von Brando erinnert mich an jemanden … Jetzt fällt’s mir wieder ein: an den Arsch von Merkel. Apropos! Da kommt mir eine Idee … Bin ich genial!

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.