Ausstellung „Pixar – 25 Years of Animation“: Nemo in den Untiefen der PR

Dem 25. Geburtstag der Animationsfilmer von Pixar widmet die Bundeskunsthalle Bonn eine etwas unübersichtliche und vor allem ziemlich PR-lastige Austellung.

Sehenswerte Skizze, wahllos gehängt: Artwork von „Die Unglaublichen“. Bild: Bundeskunsthalle Bonn

Gleich am Eingang begrüßen kleine grüne Aliens die Besucher. Genau das Richtige für ein Erinnerungsfoto. Die Aliens stammen aus dem Film „Toy Story“, dem ersten abendfüllenden Kinofilm der Pixar Animation Studios, mit dem sie 1995 die computergenerierte Animation aus dem Experimentierstadium holten und zur Kunst erhoben.

Seitdem haben die digitalen Geschichtenerzähler ihr Können immer weiter verfeinert und Publikum und Kritiker gleichermaßen begeistert: sei es in der Fisch-sucht-Sohn-Geschichte „Findet Nemo“, in der klamaukigen „Monster AG“ oder in der beinahe epischen Roboter-Lovestory „Wall-E“. Zum 25. Firmenjubiläum der Walt-Disney-Tochter widmet die Bundeskunsthalle Bonn ihnen eine Ausstellung.

Das Erste, was an „Pixar“ verwirrt, ist die Hängung. Um das „Produkt der geballten Kreativität eines vielköpfigen Teams“, wie es auf einer Texttafel heißt, sowie einen Einblick in deren Arbeitsprozess zu zeigen, bedarf es eigentlich keiner klassischen Hängung: Slideshows, Skulpturen der Filmfiguren und Bildmontagen sorgen denn auch für Abwechslung in den Ausstellungsräumen.

Die multimediale Umsetzung erweist sich zwar als geeignetes Format, gerade für jüngere Besucher. Ein Farbkonzept soll Orientierung schaffen, jedem Film scheint ein eigener Bereich zugeordnet zu sein. Doch wenn bei den Superhelden von „Die Unglaublichen“ plötzlich ein Fisch namens Nemo mitschwimmt, kommt der Besucher nicht umhin, verwirrt nach einer Information zu suchen. Findet dann aber nur die sehenswerten Skizzen, die wahllos an allen Wänden, selbst an Türen hängen.

Eine Pixar-Mitarbeiterin als Kuratorin

Noch problematischer wird es bei der Gesamtkonzeption. Das Durcheinander ist nämlich nicht das kreative Werk einer unabhängigen oder einer Hauskuratorin, sondern obliegt erstaunlicherweise der Obhut der Direktorin des Pixar-Archivs. Sven Bergmann von der Bundeskunsthalle erklärt dazu: „Ursprünglich kam die Ausstellung 2005 auf Wunsch des MoMA zustande und wurde auch dort kuratiert. Erst später hat Elyse Klaidman die Schau übernommen, die seitdem durch die Welt reist, mit leichten Variationen bei den Exponaten, weil Papierarbeiten empfindlich sind und seitdem neue Filme berücksichtigt werden.“

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Luc Jochimsen, kulturpolitische Sprecherin der Partei Die Linke, hält die Ausstellung für Werbung für die Pixar-Filmstudios. Man könne, argumentiert sie, „ein Haus wie die Bundeskunsthalle nicht dem Konzern Walt Disney exklusiv zur Verfügung stellen“. Der eigens für die Ausstellung integrierte Souvenirshop bestätigt die Stimmen der Kritik an dieser seltsamen Fusion von Kunst und Kommerz.

Pressesprecher Bergmann hält dagegen: „Ausstellungsintegrierte Museumsshops sind in der Mehrzahl der Museen, insbesondere im Ausland, aber auch in Deutschland, üblich. Zu vergangenen Ausstellungen in der Bundeskunsthalle, wie ’Tutanchamun‘, wurde ein ebensolcher in die Ausstellung integriert. Oft genug wird von kulturpolitischen Instanzen und kulturpolitischen Sprechern gefordert, dass kulturelle Institutionen einen Teil ihres Budgets selbst erwirtschaften müssen in ’Zeiten knapper werdender öffentlicher Mittel‘. Dieser Aufforderung folgt die Bundeskunsthalle, nicht zuletzt, da 20 Prozent des Gesamtbudgets vom Haus selbst erwirtschaftet werden müssen. Dieser Prozentsatz kommt Ausstellungsprojekten zugute.“

Ein Zoetrop als Lichtblick

Neben dem umfangreichen Archivmaterial bietet die Ausstellung aber auch zwei eigens konzipierte Besonderheiten, und zumindest ihretwegen lohnen sich auch die neun Euro Eintritt. Ein sogenanntes Zoetrop weist auf die Anfänge der Animationsgeschichte hin: die im 19. Jahrhundert erfundene Wundertrommel gilt als Vorläufer der Kinematografie. Hierbei stehen die Pixar-Plastikfiguren auf Scheiben, die sich so schnell drehen, dass die Illusion von Bewegung entsteht – was selbst im 21. Jahrhundert noch magisch ist.

Und im Kinoraum „Artscape“ werden auf einer extrabreiten Leinwand die Originalzeichnungen aus den verschiedenen Filmen vom Künstler Andrew Jilmenez animiert. Die Sounds von Gary Rydstrom unterstreichen die dreidimensionale Simulation. Den Abschluss der Schau bilden Skizzen und Bilder aus dem neuen Pixar-Film, der Anfang August in den deutschen Kinos startete: „Merida – Legende der Highlands“. Das erinnert nun endgültig an Promotion. Fehlt nur noch ein Bildschirm, auf dem der Trailer läuft.

„Pixar - 25 Years of Animation“. Bis 6. Januar 2013, Bundeskunsthalle Bonn, Katalog 29 Euro.

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