Gescheiterte Anschläge in Deutschland: Propangas und fässerweise Chemikalien

Sauerlandgruppe, Kofferbomber und die „Al-Tawhid-“: Drei Terrorprozesse fanden in Düsseldorf statt. Die Polizei oder pures Glück hatten die Attentate verhindert.

Explosiver Vorrat: Die beschlagnahmten Fässer der „Sauerland-Zelle“. Bild: ap

DÜSSELDORF taz | Mehrere islamistische Anschläge wurden in den letzten Jahren in Deutschland vereitelt oder scheiterten. Drei der spektakulärsten Fälle wurden vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht verhandelt.

„Sauerland-Gruppe“: Am 4. September 2007 stürmt die GSG 9 in Medebach-Oberschledorn eine Ferienwohnung, die von Fritz Gelowicz angemietet worden war. Er hatte sich mit zwei weiteren Männern in das 900-Einwohner-Dorf im Sauerland zurückgezogen.

Um Bomben zu bauen, besorgten sich die drei fässerweise Wasserstoffperoxid, den das BKA heimlich durch eine harmlose Konzentration austauschte. Als mögliche Ziele schwebten den „Sauerländern“ vor: McDonald’s-Restaurants, die US-Luftwaffenbasis in Ramstein oder Diskos „mit amerikanischen Schlampen“. Im Jahr 2010 werden Gelowicz und Co. zu bis zu 12 Jahren Haft verurteilt.

„Kofferbomber“: Das Bild der Überwachungskamera vom Kölner Hauptbahnhof im Sommer 2006 ist unvergesslich. Es zeigt den Studenten Youssef al-Hajdib in einem Trikot der Fußballnationalmannschaft. Neben ihm stand ein Trolley, darin: eine Propangasflasche, ein Zünder, ein Wecker.

Den Trolley und eine weitere Kofferbombe platzierten al-Hajdib und sein Komplize in Zügen nach Koblenz und Hamm. Zum Glück pfuschten sie beim Bombenbau, sonst hätte es am 31. Juli um 14.30 Uhr nach Überzeugung des Gerichts zwei 15 Meter große Feuerbälle gegeben – und viele Tote und Verletzte.

„Al-Tawhid-Zelle“: Auf Drängen von Abu Musab al-Zarkawi, später einer der brutalsten Terroristen der al-Qaida im Irak, sollte 2002 eine Gruppe Palästinenser Anschläge in Deutschland verüben. Die Zelle spähte in Berlin die Jüdische Gemeinde aus, die den Männern aber wohl als zu gut bewacht erschien.

Später fassten sie eine Disko in der Düsseldorfer Altstadt ins Auge und eine Kneipe, von der sie fälschlich annahmen, dass sie von einer Jüdin betrieben wurde, weil die Frau eine Gürtelschnalle in Sternform trug. Eine Pistole mit Schalldämpfer besaß die Zelle schon, Handgranaten sollte sie angeblich bald bekommen. Vorher nahm sie die Polizei fest.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.