Ghana nach dem Tod des Präsidenten: Regierungspartei ohne Kandidat

Ghanas krebskranker Staatschef John Atta Mills ist gestorben. Sein Vizepräsident rückt nach. Für die bald anstehenden Wahlen hat die Opposition jetzt einen Vorteil.

Pompöse Zeremonie: Die Amtseinführung von John Dramani Mahama. Bild: reuters

COTONOU taz | Der plötzliche Tod von Präsident John Atta Mills am Dienstag schockt Ghana. Er sei zwar krank gewesen, und das war bekannt, sagt Daniel Botwe, der für die oppositionelle New Patriotic Party (NPP) im ghanaischen Parlament sitzt. „Seine Stimme war leiser als sonst, brüchiger. Aber man hat hier angenommen, dass sich das mit der Zeit wieder gibt“, beschreibt Botwe den Eindruck, den Mills in den vergangenen Wochen gemacht hatte.

John Atta Mills soll bereits länger an Kehlkopfkrebs gelitten haben und hatte sich deshalb in den USA behandeln lassen. Seine Krankheit hatte den 68-Jährigen allerdings nicht davon abgehalten, im Dezember ein zweites Mal für das oberste Staatsamt kandidieren zu wollen. Erst vor gut zwei Wochen hatte ihn ein Parteitag des regierenden National Democratic Congress (NDC) fast einstimmig nominiert.

Wie gut Mills’ Chancen auf eine erneute Amtszeit gewesen wären, darüber haben die ghanaischen Medien in den vergangenen Wochen viel spekuliert. Bei der letzten Wahl Ende 2008 gewann Mills nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,23 Prozent. In den letzten Wochen hieß es immer wieder, sein Herausforderer Nana Akufo-Addo von der NPP habe diesmal die besseren Chancen.

So zynisch es klingen mag: Mills’ Tod könnte Ghanas Opposition nützen. „Der NDC muss nun erst einmal einen neuen Kandidaten finden und nominieren“, so Botwe. Dafür würden der Partei nur wenige Wochen bleiben. Einen Stand-by-Kandidaten scheint die Regierungspartei nicht zu haben.

Bei Mills’ Nominierung hatte es nur eine Gegenkandidatin gegeben: Nana Konadu Agyeman-Rawlings, Frau des früheren Präsidenten Jerry Rawlings, der sich 1981 an die Macht geputscht hatte und Ghana zur Demokratie führte. Agyeman-Rawlings sagte nach ihrer Niederlage, sie wolle als Unabhängige kandidieren.

Bis zum Wahltermin ist der bisherige Vizepräsident John Dramani Mahama neues Staatsoberhaupt. Der 53-Jährige ist Historiker und studierte unter anderem in Moskau. Zwischen dem Tod von Mills und der Amtseinführung Mahamas vergingen am Dienstagabend nur wenige Stunden. In der ghanaischen Verfassung ist dieser zügige Übergang vorgeschrieben. Ob Mahama nun auch der neue Präsidentschaftskandidat wird, ist unklar. Bei seinem Amtsantritt erklärte er lediglich, alles dafür tun zu wollen, dass Ghana vereint und stabil bleibt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.