Dortmunder Schachtage 2012: Ein kleiner Italiener

Fabiano Caruana schickt sich an, die Schachwelt aufzumischen. Das Weltklasseturnier im Ruhrgebiet hat er schon mal gewonnen und dabei Exweltmeister Kramnik geschlagen.

Siegte beim wichtigsten Schachturnier in Deutschland: Fabio Caruana. Bild: imago/Sven Simon

DORTMUND taz | Der Italiener Fabiano Caruana ist der Überraschungssieger der 40. Dortmunder Schachtage. Mit 6,0 Punkten aus neun Partien verwies der 19-jährige Großmeister den punktgleichen Russen Sergej Karjakin auf den zweiten Platz; Caruana hatte mehr Gewinnpartien im Turnier.

Damit triumphierte zum zweiten Mal nach dem Dortmunder Arkadij Naiditsch ein Spieler in diesem Alter beim stärksten Schachwettbewerb auf deutschem Boden. Der mittlerweile 26-jährige Naiditsch, der 2005 erfolgreich war, spielte bis zuletzt um den Turniersieg mit und kam am Ende auf 5,5 Punkte.

Die Schlussrunde im Dortmunder Schauspielhaus verlief spannend wie selten. Vor dem letzten Spieltag führten fünf Spieler mit je 5,0 Punkten die Tabelle an. Unter ihnen war aber nicht der zehnmalige Dortmund-Sieger Wladimir Kramnik, der am Samstag überraschend von Shootingstar Caruana gestoppt wurde. Die Nummer acht der Weltrangliste überspielte den russischen Exweltmeister mit Weiß nach allen Regeln der Kunst.

„Das war ein Highlight für mich“, freute sich der 19-Jährige nach diesem Coup beim deutschen Champions-League-Turnier. Mit 6:3 Punkten lag Sergej Karjakin Kopf an Kopf mit Caruana. Rang drei sicherte sich Caruanas einziger Bezwinger, Ruslan Ponomarjow.

Großmeister im Alter von 14 Jahren

Der Ukrainer führte das Feld der Verfolger vor Kramnik, dem Dortmunder Arkadij Naiditsch und Peter Leko (Ungarn) an. Mit 29 Jahren zählt Ponomarjow schon fast zum alten Eisen in der Weltspitze.

Er bekam zwar auch schon mit 14 Jahren die höchste Schachwürde, den Großmeistertitel, vom Weltverband Fide verliehen, verpasste aber den Anschluss an die neue Generation der erwachsen gewordenen Wunderkinder. Caruana ist mittlerweile Achter der Weltrangliste, der 21-jährige Karjakin Sechster.

Mit zwölf Jahren und sieben Monaten bleibt der frischgebackene Schnellschach-Weltmeister noch immer der jüngste Großmeister aller Zeiten. Weil das Feld von sechs auf zehn Spieler aufgestockt wurde, durften auch gleich vier deutsche Großmeister teilnehmen. Eine wahre „Belebung“, die die sonst übliche Remis-Flut verhinderte, befand nicht nur Leko.

Von dem Quartett, das 2011 sensationell Mannschafts-Europameister geworden war, kann freilich nur Naiditsch mit der absoluten Spitze mithalten. Das bewies der Weltranglisten-44. eindrucksvoll. Mit einfallsreichen Taktikstichen traktierte er die Konkurrenz teilweise sieben Stunden lang, obwohl er selbst wegen eines Mückenstichs an einem entzündeten Knie litt.

Klinikaufenthalt vorzeitig beendet

Die Klinik wollte ihn in Behandlung behalten, doch der 26-Jährige mochte keinesfalls auf den jährlichen Höhepunkt vor der eigenen Haustür verzichten. „Das Turnier ist super für mich gelaufen. Bis zum Schluss habe ich um Platz eins gekämpft. Ich denke, dass ich viele interessante Partien gespielt habe“, freute sich Arkadij Naiditsch, obwohl er seinen zweiten Erfolg bei den Schachtagen nach 2005 knapp verpasste.

Während Meier (4) und der Mülheimer Daniel Fridman (3,5) im Rahmen der Erwartungen blieben, fungierte Jan Gustafsson als Opferlamm. „Ich bin entsetzt“, ordnete der Liebling der Fans seine Leistung ein. Selbst der überforderte Pole Mateusz Bartel (2) war besser.

Immerhin sorgten sie als Punktelieferanten dafür, dass sich täglich mehr als 40.000 Besucher im Internet für ihre unterhaltsamen Niederlagen beim Dortmunder Turnier begeisterten. Selbst Stoiker Kramnik geriet nach seinem fantastischen Sieg über Gustafsson ins Schwärmen.

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