Fahrraddiebstahl: Teures Rad, billiges Schloss

Der Trend zum Velo-Klau ist ungebrochen. Die Polizei sagt, sie nehme das Problem sehr ernst. Dagegen spricht die bescheidene Aufklärungsquote.

Noch hat er sei Rad: ein schneller Fahrer in Berlin. Bild: dpa

Ein wenig ist es sicher dem Sommerloch geschuldet, wenn der Spiegel über Fahrradiebstahl schreibt. Die Polizei gebe beim Radklau zu schnell auf, schrieb das Magazin in der vergangenen Woche. „Sind doch nur Fahrräder, vielleicht zahlt die Versicherung, wozu der Ermittlungsstress?“ Katrin Kallin ist als Kommissariatsleiterin in der Direktion Mitte für Diebstahl zuständig. „Die Berliner Polizei nimmt Fahrradiebstahl sehr ernst“, sagte sie am Montag zur taz.

Zumindest in der Aufklärungsquote spiegelt sich dieses Bemühen nicht wider. Metropolen des Fahrradiebstahls waren 2011 Neumünster in Schleswig-Holstein und die Universitätsstadt Münster. Nirgendwo sonst werden in Deutschland mehr Räder geklaut. Berlin kommt erst an 21. Stelle. Aber die Zahl wächst: 2011 nahm die Berliner Polizei 25.988 Strafanzeigen wegen Fahrraddiebstahls auf, so viele wie nie zuvor in den vergangenen zehn Jahren. Auch 2012 setze sich dieser Trend fort, so Kallin. Zudem befinde sich die Aufklärungsquote in der Hauptstadt mit 4,1 Prozent auf dem Tiefststand, nur Köln und Hamburg vermelden ähnliche Werte.

Der Diebstahltrend entspricht dem Trend zum Rad. „Ich habe Kollegen, die kommen täglich aus den Randbezirken 20 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit“, sagte die Kommissarin. Räder werden mit Vorliebe an Bahnhöfen und Einkaufszentren geklaut. „Das Problem ist: Leute kaufen sich zwar teure Räder, sparen aber am Schloss.“ Die Polizei lege sich an Schwerpunkten durchaus auch mal auf die Lauer. „Aber eine dauerhafte Beobachtung lohnt sich nicht, weil Fahrraddiebstähle nicht ständig passieren.“

Hersteller profitieren

Bei der Aufnahme von Anzeigen werden laut Kallin alle Details zum gestohlenen Rad abgefragt und dokumentiert. Am besten sei, wenn das Rad über eine individuelle Rahmennummer verfüge. Bei Industrierädern von der Stange sei dies aber nicht der Fall. „Das wissen die meisten Käufer nicht.“ Die Polizei habe gegenüber den Herstellern wiederholt darauf gedrängt. Bisher ohne Erfolg. „Jedes gestohlene Rad ist für die Industrie auch ein neues.“

Nach dem Diebesgut werde bei Fahrradkontrollen, aber auch bei Kontrollen von Flohmärkten sowie An- und Verkaufsgeschäften gefahndet. Die Polizeiabschnitte hielten auch immer wieder Präventionsveranstaltungen ab, bei denen man sein Fahrrad kodieren lassen könne.

Im Polizeibericht von Montag heißt es, seit 7. Juli seien in Spandau 96 Fahrräder und 95 Personen überprüft worden. Acht Personen seien vorübergehend festgenommen worden. In Wilmersdorf habe man in der Nacht zu Montag zwei Fahrraddiebe auf frischer Tat festgenommen.

Die Motive seien unterschiedlich, sagte Kommissarin Kallin. Manche täten es, um ihre Drogensucht zu finanzieren, andere, um sich zu bereichern. Es sei auch schon vorgekommen, dass Leute sich kurzerhand selbst ein Rad geklaut hätten, nachdem ihnen das eigene geklaut worden sei.

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