Wohin mit der großen Gartenschau?: Tempelhof bleibt tulpenfrei

Der Senat will die Gartenausstellung von Tempelhof nach Marzahn verlegen.

Sie haben sich Tempelhof erobert, und so soll es auch bleiben: Freizeitsportler aller Art auf dem Ex-Flugfeld. Bild: dpa

Am Dienstag stand für den Regierenden mal wieder Butter und Brot auf dem Programm. Doch Schwarzbrot ist es nicht, was Klaus Wowereit von der Modemesse Bread & Butter erwartet. Die Schau, zu der auch in diesem Jahr wieder 600 Aussteller in den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof erwartet werden, sei jung, offen, innovativ und international, freute sich Wowereit – „so wie unsere Stadt“.

Nun hat noch mancher nicht vergessen, dass es Wowereit persönlich war, der 2009 dem Chef der Messe, Karl-Heinz Müller, einen zehnjährigen Geheimvertrag zugeschanzt hatte – ohne Rücksicht darauf, wie sich das auf die weitere Entwicklung auf dem Tempelhofer Flugfeld auswirkt. Doch ausgewirkt hat es sich, wie der Senat am Dienstag zur Kenntnis nehmen musste. Allerdings zum Guten. Die für 2017 anvisierte Internationale Gartenausstellung IGA wird nicht wie geplant aufs Tempelhofer Feld ziehen, sondern soll nach Marzahn-Hellersdorf.

Politik lernt dazu

Wieder mal eine Blamage für den Regierenden? Ja, möchte man sagen – wenn die eine Hand des Senats (Wowereit) durch seine Feudalherrenpolitik mit der Modemesse dem bunten Blümchenfeld der anderen Hand (der Senatsbaudirektorin) einen Streich gespielt hätte. Haben Brot und Butter Blumen und Beete vertrieben?

Diesem Eindruck wollte am Dienstag Senatssprecher Richard Meng widersprechen. „Es gibt da keine Konkurrenz in der Nutzung“, sagte er und verwies auf den Zeitpunkt, als die IGA beschlossen wurde. „Da sind einfach einige Jahre vergangen.“

Tatsächlich wollte Rot-Rot bei seiner Bewerbung um die IGA 2009 dem Eindruck entgegentreten, man habe keine Pläne für die Nachnutzung des Flughafens. Darüber hinaus hätte ein Großereignis wie eine Gartenschau ein Motor für die Entwicklung auf dem Gelände sein können. Inzwischen aber hat sich die „Tempelhofer Freiheit“ von selbst entwickelt. Wäre der Berliner liebste Spielweise 2017 zur kostenpflichtigen Rabattenlandschaft verkommen – der Ärger wäre absehbar gewesen. So gesehen hat der Senat nur eine Reißleine gezogen.

Offiziell heißt es, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung prüfe nun, was eine Verlegung nach Marzahn in die Nähe der „Gärten der Welt“ koste. Grüne, Linke und der BUND begrüßten die Entscheidung gegen Tempelhof. Statt einer Verlegung wollen sie aber lieber mehr Geld für Straßenbäume.

Klaus Wowereit hat sich nicht zur IGA geäußert. Man hat schließlich Prioritäten. „Gerade die Bread & Butter“, ließ er – wenig stilsicher – mitteilen, sei ein „Fels an Beständigkeit und Kontinuität“.

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