Programm zur Gesichtserkennung: Facebook drängt voran

Facebook übernimmt ein Start-Up, das Gesichter scannt. Face.com durchsucht Fotoalben und Freundeslisten – Datenschützer kritisieren Facebooks Gesichtserkennung generell.

Schritt für Schritt zur totalen Nutzererfassung? Bild: dapd

NEW YORK afp/taz | Facebook hat das auf Gesichtserkennung und entsprechende Software spezialisierte israelische Unternehmen Face.com gekauft. „Leute, die Facebook nutzen, teilen gern ihre Fotos und Erinnerungen mit ihren Freunden, und die Technologie von Face.com hat dabei geholfen, die besten Fotoerlebnisse zu liefern“, sagte ein Sprecher von Facebook am Montag.

Wieviel Facebook zahlte, teilte er nicht mit. Der Branchendienst All Things Digital beruft sich auf zwei „mit dem Deal vertraute“ Quellen, denen zufolge Face.com 55 bis 60 Millionen US-Dollar, das entspricht 43 bis 47 Millionen Euro, für den Abschluss verlangt. Dieser soll angeblich für Ende dieser Woche vorgesehen sein. Die israelische Internetseite Newsgeek will hingegen Informationen haben, die Transaktion könne sich auf 80 bis 100 Millionen US-Dollar, das entspricht 63 bis 79 Millionen Euro, belaufen. Dafür gehörten laut All Things Digital alle bisherigen und künftigen Entwicklungen von Face.com automatisch Facebook.

Das 2007 gegründete israelische Start-Up wirbt auf seiner Seite mit dem Spruch:„Nie war es einfacher, deine Facebook-Freunde zu verlinken!“ Das Unternehmen, das PC- und Smartphone-basierte Dienste anbietet, ist von vorne herein auf Facebook ausgerichtet. Konkret bietet es drei Dienste: PhotoFinder und PhotoTagger, die verlinkte und unverlinkte Fotos in Alben in Sozialen Netzwerken für den Nutzer nach potenziell interessanten Personen durchsuchen und künftig Vorschläge für Verlinkungen machen. Und Celebrityfindr zur Suche nach prominenten Personen bei Twitter.

Die Macher von Face.com werben damit, dass die Verlinkung von Personen mit ihren Werkzeugen nur noch einen Bruchteil der sonst nötigen Zeit beanspruche – angesichts von knapp 300 Millionen neuer Fotos, welche die 900 Millionen Nutzer auf Facebook jeden Tag hochladen, könnte der Bedarf dafür groß sein. Facebook selbst bietet momentan so genannte „Markierungsvorschläge“ an, sodass Verlinkungsvorschläge aufpoppen, sobald man Fotos von Freunden hochlädt.

Fotos sind alles, was zählt

Aktuell gibt es laut All Things Digital allerdings häufig Störungen bei dem Facebook-Werkzeug für mobile Anwendungen, mit dem auch Smartphone-Nutzer Freunde auf Fotos in dem sozialen Netzwerk verlinken können. Die Intension hinter dem Kauf von Face.com könnte dem Branchendienst zufolge sein, hier künftig weniger Probleme haben, indem man konsequent Face.com-Dienste einbindet.

In einem Blog von Face.com heißt es, Facebook könne die Software für Smartphones und Kameras nutzen, mit denen Fotos aufgenommen und in das soziale Netzwerk eingestellt werden. Erst im April hatte Facebook den Handy-Fotodienst Instagram für eine Milliarde US-Dollar gekauft. Mit dem kostenlosen Programm können per Smartphone geschossene Fotos bearbeitet und anschließend auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken veröffentlicht werden.

Wenige Wochen nach dem Instagram-Kauf startete Facebook einen eigenen Dienst zum Aufnehmen und Teilen von Handy-Fotos. Die Anwendung Facebook Camera ist vorerst nur für das Multimedia-Handy iPhone von Apple verfügbar. Bei Facebook zählt das Teilen von Bildern mit anderen Nutzern zu einer der Hauptaktivitäten.

Die Praxis stößt auf massive Kritik von Datenschützern, die von Facebook klare Aussagen über den Einsatz der Gesichtserkennung und „saubere Einwilligungsverfahren“ zugunsten der Nutzer fordern. Möglicherweise könnte die Funktion Find my Face, die Google für die Mitglieder von Google+ seit dem Winter anbietet, eine Orientierung sein. Das System erstellt zunächst ein Modell des Gesichts eines Nutzers, aber nur nach dessen vorheriger Zustimmung. Dann durchsucht es die Fotos der eigenen Kontakte im Netzwerk und schlägt diesen vor, die Bilder mit Namen zu versehen.

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