UN-Bericht zu Syrien: Kinder als „Menschliche Schutzschilde“

Mehr als 1.200 Kinder sind unter den Todesopfern des Konflikts in Syrien. Die Vereinten Nationen setzen das Land auf die „Liste der Schande“.

Ein Kind weint nach einem Angriff von bewaffneten Männern in der Nähe von Homs. Bild: dapd

NEW YORK, afp/dapd | Die Vereinten Nationen haben Syrien erstmals auf eine Liste mit Staaten gesetzt, in denen Kinder in bewaffneten Konflikten getötet, sexuell angegriffen und rekrutiert werden. Ebenfalls neu auf der „Liste der Schande“ sind Jemen und der Sudan, teilte die UN-Sondergesandte für Kinder und bewaffnete Konflikte, Radhika Coomaraswamy, am Montag in New York mit.

Die Vereinten Nationen werfen der syrischen Führung vor, bei ihrem Vorgehen gegen oppositionelle Kämpfer Kinder gefoltert, getötet und als „menschliche Schutzschilde“ eingesetzt zu haben. Sie habe „selten solche Brutalität gesehen“, wie sie die syrische Armee Kindern im Alter von nicht einmal zehn Jahren antue. Das Militär setze etwa Kinder vorne in Busse, mit denen Soldaten zu Einsätzen gebracht würden.

Der syrische Staatschef Baschar al-Assad lässt seit Mitte März einen gewaltsamen Aufstand gegen seine Führung blutig niederschlagen. Dabei wurden nach Angaben von Menschenrechtsgruppen bisher mehr als 14.100 Menschen getötet, darunter fast 1200 Kinder.

Allein bei einem Massaker am 25. Mai waren in der zentralsyrischen Stadt Hula laut UNO bei Massenhinrichtungen von mehr als hundert Menschen 49 Kinder. Auch bei einem Massaker in dem Dorf Al-Kubeir in der Provinz Hama am vergangenen Mittwoch sollen viele Kinder unter den mindestens 55 Toten gewesen sein.

Sowohl reguläre syrische Truppen als auch die mit ihnen verbündete Schabiha-Miliz hätten sich solche Übergriffe zuschulden kommen lassen, hieß es in dem Bericht. Selbst neunjährige Kinder seien unter den Opfern, seien getötet, verstümmelt, willkürlich verhaftet, gefoltert, sexuell misshandelt und als menschliche Schutzschilde missbraucht worden. „In fast allen aufgezeichneten Fällen waren Kinder unter den Opfern von Militäroperationen der Regierungstruppen – einschließlich der Streitkräfte, der Geheimdienste und der Schabiha-Miliz – im Konflikt mit der Opposition“, schreiben die Autoren des UN-Berichts über 2011, der von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vorgelegt wurde.

Darin werden 32 Staaten genannt, in denen seit mindestens fünf Jahren staatliche Gewalt gegen Kinder ausgeübt wird. Ban zeigte sich tief besorgt über die „inakzeptable hohe und wachsende Zahl“ langjähriger staatlicher Gewalt gegen Kinder.

Coomaraswamy sagte, die Konflikte im vergangenen Jahr in Syrien und Libyen hätten dort Leid über viele Kinder gebracht. In anderen Teilen der Welt sei die Gewalt gegen Jungen und Mädchen beendet worden. Aber die sogenannte Liste der Schande sei immer noch viel zu lang.

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