Relegationsspiel Düsseldorf vs. Hertha: 10 gegen Tausende

Hertha BSC Berlin ist aus der 1. Fußball-Bundesliga abgestiegen. Und wie: Düsseldorfer Fans stürmten 90 Sekunden vor Abpfiff der Partie den Platz. Es folgten Tumult und Tränen.

Plötzlich war der Platz voller Fans, aber das Spiel war noch nicht zu Ende. Bild: dpa

DÜSSELDORF dpa | Die Relegationsrückpartie zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC könnte wegen der Fan-Tumulte ein sportrechtliches Nachspiel haben. Hertha BSC erwägt, gegen die Wertung der Begegnung Protest einzulegen.

"Es ist unsere Verantwortung, darüber nachzudenken. Das sind wir auch unseren Fans schuldig", erklärte Michael Preetz, Manager des Fußball-Bundesligisten, nach dem 2:2. Die Berliner sind nach dem Remis am Dienstagabend zum sechsten Mal abgestiegen, Düsseldorf feierte nach dem 2:1-Hinspielerfolg damit die Bundesliga-Rückkehr nach 15 Jahren.

Die Partie vor 51.000 Zuschauern in der ausverkauften Esprit-Arena stand in der Nachspielzeit am Rande des Abbruchs, weil Hunderte von Fans auf den Rasen gestürmt waren. Die Spieler und das Schiedsrichtergespann unter der Leitung von Wolfgang Stark gingen daraufhin in die Kabinen.

Erst nach 20-minütiger Unterbrechung setzte der Referee die Begegnung fort, die vor dem Abbruch stand. Zu absolvieren waren zu diesem Zeitpunkt noch 90 Sekunden der offiziell siebenminütigen Nachspielzeit.

Hellmut Krug, der Schiedsrichterchef bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), zollte dem Unparteiischen Stark ein großes Kompliment, dass er das Spiel noch beendete. "Das war eine Eskalation, wir können froh sein, dass es so glimpflich ausgegangen ist", sagte Krug. Es sei richtig gewesen, das Spiel nicht abzubrechen. Stark hatte abgewartet, bis das Spielfeld wieder komplett geräumt war, ehe er erneut anpfiff.

Hertha prüft Protest

Die Freude der Düsseldorfer fiel aufgrund der Tumulte gedämpft aus. "Das ist einfach nicht schön. Ich hatte mir das anders vorgestellt", sagte Abwehrspieler Jens Langeneke. "Ich weiß nicht, ob ich nach diesen Bildern froh sein soll. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas bei uns möglich wäre", sagte der Vorstandsvorsitzende von Fortuna Düsseldorf, Peter Frymuth.

Auch Frymuth lobte Stark, der deutscher Unparteiischer bei der EM-Endrunde im Juni sein wird. "Die Souveränität, die er an den Tag gelegt hat, zeigt, dass er einer der besten Schiedsrichter ist", fügte Frymuth hinzu.

Hertha-Präsident Werner Gegenbauer äußerte sich etwas zurückhaltender über einen möglichen Protest der Berliner. "Wir haben den Düsseldorfern zum Aufstieg gratuliert", sagte er. "Ich kann es sportrechtlich nicht beurteilten. Wir werden sehen, ob es eine Prüfung gibt."

Eindeutig äußerte sich Gegenbauer dagegen zum Verbleib seines Managers Michael Preetz, dem viele den sportlichen Niedergang der Hertha ankreiden. "Für mich ist es völlig unbestritten, dass er in seiner Position bleibt", erklärte er. Preetz selbst gab sich kämpferisch: "Ich bin gewillt, weiterzumachen." Möglicherweise fällt auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC am 29. Mai eine Entscheidung über die Zukunft von Preetz im Manageramt.

Trotz der unschönen Szenen am Ende des Spiels feierten die Fortuna-Profis das Comeback in der Bundesliga ausgiebig. "Das ist unglaublich. Ganz Düsseldorf hat es verdient", freute sich Abwehrchef Assani Lukimya. Schon nach 25 Sekunden schürte Maximilian Beister mit seinem Tor aus gut 22 Metern zum 1:0 die Vorfreude auf die Rückkehr in Liga eins.

Änis Ben-Hatira (23.) konnte zum 1:1 ausgleichen, doch dem in der Pause eingewechselten Ranislav Jovanovic gelang in der 59. Minute mit dem 2:1 die Aufstiegs-Vorentscheidung. In der 85. Minute erzielte Rafael für Hertha zwar noch den Ausgleich, doch nach der 1:2 aus dem Hinspiel reichte das Unentschieden nicht zum Klassenverbleib.

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