Bilanz : Landesbanker beinahe stressfrei

Dass Bremen nach Umwandlung stiller Einlagen bei der Landesbank mehr mitreden will, findet der Vorstand normal. Und sonst ist die Stimmung fast schon rosig.

Die Bremer Landesbank finanziert Windkraftanlagen. Bild: dpa

Dass Finanzsenatorin Karoline Linnert ankündigt, die Geschäfte der Bremer Landesbank (BLB) künftig stärker beeinflussen zu wollen, hat deren Geschäftsführung nicht irritiert. „Sie will diesen Einfluss ja für Bremen, nicht für die Regierung oder ihre Partei“, sagte der Vorstandsvorsitzende Stephan-Andreas Kaulvers am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz. „Ich halte das für legitim.“

Das Land wird seine 430 Millionen Euro stille Einlagen wohl in Geschäftsanteile umwandeln – die Verhandlungen darüber seien allerdings ins „Stocken geraten“, wie Linnert gestern mitteilte. Schuld seien „überzogene neue Forderungen“ der Muttergesellschaft NordLB.

Bislang hält Bremen 7,5 Prozent der BLB, nach dem Deal dürften es 49,9 sein – oder 50 plus x, darum wird gerungen. „Wer so viele Geschäftsanteile erwirbt, will natürlich auch mehr mitbestimmen“, so Kaulvers. Das sei ein ganz normaler gesellschaftsrechtlicher Vorgang: „Wir werden dadurch nicht zur politischen Staatsbank.“

Tatsächlich betreibt die Finanzsenatorin die Transaktion eher gezwungenermaßen. Und auch von den Bankern ist der Impuls nicht ausgegangen. Es habe jemand „mitten in der Fahrt die Schubumkehr eingestellt“, so Kaulvers. Zumal die europäische Bankenaufsicht (EBA) im vergangenen Jahr die Rahmenbedingungen geändert hatte: Die vorgeschriebene Kernkapitalquote – also der Anteil eigenen Geldes, mit dem die Geschäfte abgesichert werden – wurde von 3,4 auf fünf und dann auf neun Prozent für systemrelevante Banken erhöht. Angerechnet werden dabei laut dem Bankenregulierungsvertrag Basel 3 nur noch echte Gesellschafteranteile – eine Maßnahme, die ausgerechnet der Hessischen Landesbank, NordLB und BLB zu schaffen macht – den solide wirtschaftenden Landesbanken. Und während Basel 3 den Kreditinstituten für die nötigen Umschichtungen noch eine Frist von zehn Jahren gesetzt hatte, hat sich die im Laufe des vergangenen Jahres auf zwölf Monate reduziert.

Nun ist die BLB, die zwei Drittel ihrer 34,8 Milliarden Euro-Bilanz übers Privatkundengeschäft einspielt, zwar für Bremen und den Nordwesten systemrelevant. Für Deutschland ist sie es nicht. Und die Kriterien für die nichtsystemrelevanten Banken wird Eban-Chef Andrea Enria wohl im Laufe des Frühjahrs verkünden und sie sollten softer ausfallen als für die großen Häuser: „Wir rechnen“, so Kaulvers, „mit sieben Prozent plus x.“ Mit stillen Einlagen würde das Eigenkapital über 9,1 Prozent ausmachen, man kommt auch ohne sie auf fast sieben Prozent. Bloß hat die norddeutsche Landesbank die kritische Größe überschritten. Und Tochterunternehmen haften möglicherweise für ihre Eltern. Wenigstens könnte das die bundesdeutsche Bankenaufsicht (Bafin) so interpretieren. Deren Befugnisse hat das neue Finanzmarktstabilisierungsgesetz bis an die Grenzen der Rechtsstaatlichkeit ausgedehnt. Manche befürchten sogar, dass sie Bremens stille Einlagen einziehen könnte, wenn die NordLB schlingert: Viel spricht für die Umwandlung.

Zumal die Landesbank eine sichere Anlage scheint: Mit 165 Millionen Gewinn vor Steuern habe man im Krisenjahr 2010 „ein Top-Ergebnis“ eingefahren, so Kaulvers. Grund dafür sei, „dass wir auf den produzierenden Sektor setzen und nicht irgendwelche Finanzprodukte faken“. Auch hat man sich, anders als die NordLB, die davon Anfang März noch für 100 Millionen Euro in den Büchern hatte, früh von griechischen Staatsanleihen getrennt: „Damit sind wir durch“, so Risiko-Vorstand Heinrich Engelken. Die Nischen, die man besetzt hat, würden sich gut entwickeln: Dazu zählt die „Refinanzierung des mittelständischen Mobilienleasings“, also das Firmenwagen-Leihkauf-Geschäft, wo man Marktführer ist – „da ist kein Stress“, so Engelken. Und dazu zählt die Projektfinanzierung für erneuerbare Energien, mit Schwerpunkt onshore-Windkraftanlagen – „da ist auch kein Stress“.

Sorge bereiten würde nur die Schiffsfinanzierung. Hier hatte die Krise im vergangenen Jahr durchgeschlagen: „Wertberichtigungen“ in den Schiffsportfolios seien hauptverantwortlich fürs Minus von 112 Millionen Euro.

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