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Ich würde mich über Marine Le Pen freuen. Endlich eine Frau an der Spitze!
Das war ja klar, allerdings hat Sarkozy von seiner Anti-Islamisten-Terroristen-Nummer wohl profitiert. Übrigens auch Marine Le Pen. Auch sie ist bestätigt und Francois Hollande hat ein wenig Leerlauf. Am Ende wird es aber keinen Sarkozy mehr geben, weil er nichts vorweisen kann. Und Francois Hollande ist m.M. auch kein großer Mann, aber er verkauft sich immerhin als liberal-sozialer Praktiker und kann auf Enttäuschung im konservativen Kreisen bauen.
Dass Frankreich mit einem neuen Präsidenten wirklich etwas gewinnt, kann man nur im Kontrast zu den letzten Jahren mit Sarkozy beantworten: Besser als er, das dürfte nicht schwer werden.
Aber warum ist das Volk wahlmüde?
Ganz einfach:
Sarkozy ist absolut unglaubwürdig. Er will sich jetzt als der Kandidat des "kleinen Mannes" geben, obwohl er als "Bling Bling"-Präsident nur für seine reichen Freunden aus dem Fouquet´s (sehr nobler Restaurant in Paris) Politik gemacht hat. François Hollande wäre nicht mal am Start für die Sozialisten, hätte Dominique Strauss-Kahn seine "Schwanz" unter Kontrolle gehabt. Seine Wahlkampagne hat in den letzten Umfragen am Fahrt abgenommen und er unterschätzt anscheinend das sichere verlorene Wählerpotential "links" von ihm, das Jean-Luc Melenchon sich massiv einverleibt hat und es hatte damals schon seinen Vorgänger Lionel Jospin die Präsidentschaft 2002 gekostet.
Der verirrte Islamist von Toulouse hat Marine Le Pen einen Bärendienst erwiesen, weil sie endlich hemmungslos ihre Islamophobie erbrechen darf. Und der zweite "François" in diesem Wahlkampf,nämlich François Bayrou, führt quasi eine fast französische FDP-Partei an, also nicht nennenswert. Die Grüne können mit ihrer Fehlbesetzung, die geburtige Norwegerin Eva Joly, kaum punkten. Angeblich ihr nicht akzentfrei Französisch soll latente Germanophobie erwecken.
Weit und breit keine revolutionäre Ideen, keine charismatischen Leader, nur Gähne und Plattitüde. Also, warum noch wählen?
SPD, Grüne und FDP haben sich mit der Union auf einen nationalen „Veteranentag“ geeinigt. Am Donnerstag berät der Bundestag ihren gemeinsamen Antrag.
Kommentar Wahlkampf in Frankreich: Die größte Partei
Das Volk in Frankreich ist wahlmüde. Desinteresse bestimmt derzeit den Wahlkampf um den nächsten Staatschef. Eine Mehrheit meint, eigentlich keine wirkliche Wahl zu haben.
Im französischen Präsidentschaftsrennen liegen derzeit weder Amtsinhaber Sarkozy noch sein Herausforderer Hollande an der Spitze – sondern die „Partei“ der Nichtwähler.
32 Prozent der Franzosen wollen einer Umfrage nach die Abstimmung links (oder rechts) liegen lassen. Noch nie war das Interesse am nächsten Staatschefs in dem Land so gering. Zum Vergleich: 2007 pfiffen nur halb so viele Franzosen auf ihr Wahlrecht.
Das aktuelle politische Angebot findet offenbar keine ausreichende Nachfrage. Auch die absehbare Stichwahl zwischen Sarkozy und Hollande löst keine größere Leidenschaft aus: Gerade einmal 42 Prozent der Befragten sehen darin eine Konstellation, bei der sie wirklich eine Wahl hätten.
Hinter dem manifesten Desinteresse verbirgt sich sowohl die Enttäuschung ehemaliger Sarkozy-Wähler als auch die Frustration der Gegner des konservativen Präsidenten, die sich einen politisch markanteren Herausforderer als Hollande gewünscht hätten.
Viele Franzosen gehen davon aus, dass es unter dem Strich egal ist, wer von den beiden in den Élysée-Palast einzieht.
Beredt ist auch das Schweigen der Intellektuellen: Philosophen wie André Glucksmann haben wenig Lust, sich nochmals an Sarkozy die Finger zu verbrennen.
Und Bernard-Henri Lévy mag nicht Wahlhelfer für Hollande spielen, wie noch 2007 für dessen Parteifreundin Ségolène Royal.
Die amtierende Regierung tut unterdessen wenig gegen die drohende Wahlmüdigkeit. Im Gegenteil: Sarkozys Innenminister hat den ersten Durchgang auf den 22. April terminiert – mitten in die Osterferien in Frankreich.
Seine Partei kann davon profitieren. Senioren und Landwirte fahren weit seltener in den Urlaub. Und sie wählen traditionell rechts.
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Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.