„Weitgehend unbekannt“

FILM Eine Doku über die Wiederbewaffnung erzählt von Protestlern und ihrer Zeit im Gefängnis

■ 49, ist unabhängiger Dokumentarfilm-Regisseur. Er drehte den Film zur Wiederbewaffnung „Verboten-Verfolgt-Vergessen“.

taz: Herr Burkholz, Sie haben einen Film über die Wiederbewaffnung gedreht. Wieso gerade jetzt?

Daniel Burkholz: Weil dieses Thema der breiten Öffentlichkeit immer noch weitgehend unbekannt ist. Die Bundesregierung unter Kanzler Konrad Adenauer beschloss schon 1950 die Wiedereinführung einer Armee, daraufhin gab es große Proteste in der Bevölkerung. Auf der Grundlage einer kurzfristig verabschiedeten Änderung des Strafrechts konnten BürgerInnen, die sich gegen die Wiederbewaffnung einsetzten, als Staatsfeinde verfolgt werden.

Wer protestierte damals gegen die Wiederbewaffnung?

Das waren oft sehr junge Menschen, die die Schrecken des Krieges selbst miterlebt hatten. Die Erlebnisse ihrer Kindheit prägten sie so stark, dass sie sich aus Angst vor einem neuen Krieg gegen die Militarisierung der Bundesrepublik Deutschland engagierten.

In Ihrem Film kommen Zeitzeugen zu Wort. Was berichten sie?

Sie waren Teil der Protestbewegung und sprachen sich damals klar gegen die Wiederbewaffnung aus. Dafür wurden sie politisch verfolgt, gefangen genommen und in einigen Fällen jahrelang in Einzelhaft festgesetzt. Ihr Engagement gegen die Wiederbewaffnung machte sie in der Adenauer-Zeit zu Staatsfeinden. Viele Betroffene wurden zu teils langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt, die sie zum Teil sogar in Einzelhaft verbringen mussten. Darunter leiden die Betroffenen noch heute.

Haben Sie mit dem Staat über die Erinnerungen dieser damals inhaftierten Menschen gesprochen?

Wir haben das Bundesjustizministerium um ein Interview zum Thema des Films gebeten. Leider ist unsere Bitte abschlägig beschieden worden.

Interview: Kim Neubauer

Filmvorführung und Diskussion mit dem Regisseur: 19 Uhr, Plantage 13, Eingang 26