Raus aus Kreuzberg: Schlappe oder Finte?

Besseres als das Scheitern in Kreuzberg hätte dem "BMW Guggenheim Lab" nicht passieren können. Nun wird stadtweit über das Thema des Labs gesprochen: urbanes Leben.

Ist das Schicksal oder Konzept? Erst wollen BMW und Guggenheim ins rebellische Kreuzberg kommen, um in einem „Laboratorium“ über künftiges urbanes Leben zu diskutieren. Dann zieht sich die Stiftung bei den ersten Misstönen zurück – und die Debatte geht los.

Nun wird über Gentrifizierung gesprochen, über Freiräume am Spreeufer und in der Innenstadt, über die Begehrlichkeiten von großen Playern und kleinen Mietern. Über künftiges urbanes Leben eben.

Und jeder nimmt seine Rolle ernst. Der rebellische Kreuzberger rebelliert, der konservative Innensenator faucht, der Regierende Bürgermeister umschmeichelt die Verprellten. Besser hätten das die BMW-Guggenheimer nicht inszenieren können. Und sagte nicht der grüne Bezirksbürgermeister, die „Lab“-Leute hätten auch unkonventionelle Kritik in ihr Konzept integrieren wollen?

Dass die Stiftung wirklich dachte, im aufsässigen Kreuzberg ein bisschen diskutieren zu lassen, ohne dass sie selbst zum Thema würde, ist fast zu naiv, um glaubhaft zu sein. Dass die Anwohnerschaft unterm BMW-Signet über „urbanen Komfort“ plaudert: kaum erwartbar. Dass sie eine weiß-gläserne Pavillon-Landschaft auf ihrer wilden Grillbrache begrüßt: ebenso wenig.

Jetzt erfasst die Debatte gleich die ganze Stadt. Denn mit der offenen Standortsuche dürfte auch in den neu gehandelten Gastgeberkiezen über Freiräume und Kultursponsoring diskutiert werden. Mehr ist aus einem Scheitern nicht herauszuholen.

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Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" und stellvertretender Ressortleiter Inland. Seit 2010 in der taz, anfangs im Berlin-Ressort. Seit 2014 Redakteur in der Inlands-Redaktion. Studium der Publizistik und Soziologie.

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