Alternative Mail-Anbieter: Öko im Postfach

GMX, Web.de und T-Online beherrschen den deutschen E-Mail-Markt. Doch es gibt auch kleine Anbieter. Sie setzen auf Ökostrom, Werbefreiheit und „anonymes“ Mailen.

Noch grüner wird es ohne Brief. Jener benötigt Papier, beim Transport wird Benzin, Kerosin und Strom verbraucht. Bild: Photocase

BERLIN taz | Sind die Deutschen mit ihrem E-Mail-Anbieter zufrieden oder nur wechselfaul? Nach einer Studie der Unternehmensberatung Convios Consulting wahren die großen Drei immer noch ihre starke Marktstellung, die sie in den 1990er Jahren gewannen.

Die zu United Internet gehörenden E-Mail-Provider GMX und Web.de halten über 50 Prozent des E-Mail-Marktes. T-Online steht auf Position drei mit 14 Prozent. Google Mail mischt seit 2007 mit. Der Google-Dienst konnte die Verhältnisse nur geringfügig ändern und kommt auf 6 Prozent.

In der Markstudie sind zwei junge Kleinanbieter nicht gelistet. Diese bieten einiges, was die großen nicht in petto haben. So sind die Services der Berliner Firma Posteo und Biohost aus Gießen werbefrei. Beide Firmen finanzieren sich über kleine monatliche Mitgliedsbeiträge.

Die Ökologie der Kleinen und Großen

„Ich habe Biohost gegründet, um das Internet grüner zu machen“, sagt Lars-Helge Wilbrandt. Das Hauptanliegen beider Kleinfirmen ist der Umweltschutz. E-Mail-Provider haben einen großen Strombedarf. In ihren Rechenzentren stehen unzählige Server, die im Dauerbetrieb laufen.

Biohost und Posteo versorgen sie vollständig mit Ökostrom. Biohost ist Kunde bei Naturstrom, Posteo bei Greenpeace Energy. Das Thema Ökologie ist bei den Branchengrößen ebenso präsent. Nach Angaben von Google beträgt der Anteil an erneuerbaren Energien im Energiemix der Firma 30 Prozent.

„Die Deutsche Telekom versorgt sich zu 16 Prozent mit erneuerbaren Energien“, erzählt ein Sprecher des Unternehmens. Und United Internet sagt: „Die Rechenzentren unserer Marken GMX und Web.de werden vollständig mit Wasserkraft versorgt. Der Strom kommt von den Karlsruher Stadtwerken.“

Die Stromanbieter der kleinen Firmen schneiden im Vergleich mit den Stadtwerken dennoch grüner ab. Im Gegensatz zu Naturstrom und Greenpeace Energy produzieren die Karlsruher Stadtwerke auch Strom aus fossilen Energieträgern. Die Gewinne fließen zudem nur teilweise in den Ausbau regenerativer Energien.

Schutz der Privatsphäre vs. Accountmissbrauch

Kürzlich wurde bekannt, dass der deutsche Geheimdienst allein im Jahr 2010 37 Millionen E-Mails scannte. Posteo hat einen Schwerpunkt seines Angebots auf die Privatsphäre seiner Nutzer gelegt. Beim Alternativ-Anbieter ist es möglich sich unter einem Pseudonym anzumelden. Bei den Marktführern ist eine Registrierung ohne realen Namen und Wohnanschrift schwierig geworden, „um Accountmissbrauch vorzubeugen und bei Verlust des Passworts die rechtmäßigen Inhaber auszuweisen“, erklärt eine Sprecherin von United Internet.

Posteo geht beim Schutz der Privatsphäre noch einen Schritt weiter. Die Firma ermöglicht anonymes Zahlen. Im Ernstfall könne so keine Behörde eine E-Mail mit sensiblen Inhalten einem echten Namen zuordnen.

Anonymes Zahlen & Datenhandel

Posteo-Gründer Patrik Löhr erklärt das Zahlungsverfahren: „Jeder Kunde erhält bei uns per E-Mail einen Zahlungscode. Das Geld kann man uns per Brief mit einer beigelegten Notiz des Codes, aber ohne Niederschrift des Absenders zusenden.“ Dasselbe System wendet die Firma auch bei einer Zahlung per Überweisung an. Der Kunde gibt dabei seinen Code beim Verwendungszweck an.

Sobald die Zahlung eingegangen ist, sucht ein Posteo-Mitarbeiter im System auf einer Übersicht nach dem entsprechenden Code und löscht den Eintrag, wodurch das Guthaben wieder aufgeladen wird. „Nach der Code-Löschung können die Überweisungsdaten der Kunden keinem Konto mehr zugewiesen werden“, sagt Löhr. Zum Schutz vor Diebstahl und Beschlagnahmung seien die Serverfestplatten verschlüsselt.

Posteo, Biohost, Gmx und Web.de betonen, nicht mit den persönlichen Daten ihrer Kunden zu handeln. Die Deutsche Telekom schließt sich an: „Wir geben keine Daten an Dritte weiter. Es wäre rechtlich möglich, wenn man eine Einverständniserklärung beim Kunden einholen würde, das tun wir nicht“, sagt eine Sprecherin des Konzerns.

Google Mail gibt an, die Daten seiner Kunden ebenso nicht an Dritte weiterzureichen. Seit dem Start des Dienstes scannt der Anbieter allerdings die Mails seiner Kunden, um am Seitenrand personalisierte Werbung zu schalten.

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