Paulchen-Panther-Song auf Nazi-Demo: Braun spielt Rosarot

Auf einer Nazidemo in München wurde der Panther-Song gespielt. Die Polizei unterband das rasch. Nicht zum ersten Mal bedienten sich Rechtsextreme am Mainstream.

Kann nichts für seine Verwendung: Paulchen Panther. Bild: dpa

Nazis pflegen ihre eigenen Musiknetzwerke mit Bands, Labels und florierenden Vertriebsstrukturen. Das war bekannt. In Zeiten von Web 2.0 und ausländischen Servern ist es noch diffiziler geworden, gegen dieses Unwesen von Volksverhetzung und grauslichem Musikverständnis vorzugehen.

Dass sich Nazis für ihre Propaganda aber auch der Insignien der Mainstreamkultur bedienen, ist erst durch die Bekenner-DVD der NSU-Terroristen wieder einer breiteren Öffentlichkeit bewusst geworden. Zur Illustration ihrer Mordtaten montierten die Täter darin jeweils Szenen aus der Zeichentrickserie "Der Rosarote Panther" und unterlegten sie mit dem Titelsong "Wer hat an der Uhr gedreht?".

Im Original diente dieser Song aus der in den Siebziger Jahren auch in Westdeutschland bei Kindern und Jugendlichen äußerst beliebten Comicserie als Cliffhanger im Abspann. Passend zur leicht psychedelischen Bildästhetik der Comicstrips kündigt er an, dass in der nächsten Folge weitere Streiche der Hauptfigur "Paulchen Panther" geplant sind: "Paulchen, Paulchen, mach doch weiter / Jag das Männchen auf der Leiter / Säg und pinsle bunt die Wände / Treibe Scherze ohne Ende / Machst ja manchmal schlimme Sachen / Über die wir trotzdem lachen."

Die Entfremdung der harmlosen Reime einer Kinderserie zur Erklärung von zehn Mordtaten ist besonders infam. Die Neonazi-Band "Zillertaler Türkenjäger" bediente sich einer ähnlichen Methode, sie textete in den 90ern Schlager wie "Kreuzberger Nächte" antisemitisch und rassistisch um.

Vergangenen Samstag wurde der Panther-Song auf einer Nazidemo in München gespielt. Die Polizei unterband dies nach Protest von Gegendemonstranten.

Comments

[Flopp]

Das wird nicht klappen, mit der Vereinnahmung des rosaroten Panthers. Hitler hat auch versucht, Chaplin zu kopieren und wer ist am Ende übrig geblieben? Ebend!

[rosa]

Daß die Nazis sich ausgerechnet eine rosafarbene Trickfigur ausgesucht haben, kann bei der enormen Menge verdrängter Homosexualität in der braunen Szene eigentlich kein Zufall sein. Wo der Männerkult nicht in letzter Konsequenz ausgelebt werden darf, sucht sich das Unterbewusstsein Hintertüren um sich bemerkbar zu machen.

[Toby]

Das kann man seit jeher auf jedem Schulhof beobachten.

Dort mobt man Mitschüler, indem man etwas möglichst harmloses nimmt, was dem Opfer aber höchst teuer ist. Sein Kuscheltier etwa oder die Mama. Und dann stellt man durch Wort oder Tat einen Zusammenhang zwischen diesem und einem als möglichst unanständig oder unästhetisch empfundenen Themenkreis her. Gerne aus dem Geschlechtsleben oder der aufregenden Welt der Fäkalien. Und das wiederholt man dann, bis einer heult.

Machen diese Penner genau so. Man nehme den harmlosen Pink Panther aus frohen Kindertagen, der ob seiner Geisteshaltung eigentlich eher linksanarchisch sozialisieren könnte und befleckt ihn mit einem Dutzend grausamer Morde und dann hofft man, daß am Streckenrand des Aufmarsches möglichst einer steht und weint. Wie damals auf dem Schulhof.

Diese Deppen könnten genau so gut durch die Straßen laufen und "Kackamann" skandieren oder was gerade so bei den Kindern en vouge ist.

[KFR]

welch unerwartete Talente beiden IMs und agent-provocateurs der Dienste; eigentlich Schade, dass diese nicht produktiver und "sinnvoll" eingesetzt, verwertet werden.

[maoam]

Seit wann stehen Nazis auf rosarote Wandbemaler?

Schwule Graffity-Sprayer? Nazis und Rechte, habt ihr mal wieder keine guten Ideen?

Ihr habt keine guten Musiker, keine Denker (warum wohl nur?!?), keine Maler, keine gutren Texte-Schreiber und eure Deutschkenntnisse sind auch meistens unter Hauptschulniveau.

Dumm, dümmer - rechts.

Ach ja, hübsche Frauen habt ihr auch keine, immer nur frustrierte, hässliche Dorfmatratzen....kein Wunder, dass ihr so aggressiv seid, hehehe.

[noribori]

Die Infamie besteht darin, dass eben nichts umgetextet wurde. Ein umgetextetes Lied wie das der "Zillertaler Türkenjäger" mit rassistischen Texten kann man leicht verbieten.

In der SZ heißt es dazu, Zitat: "Die Polizei stoppte den Zug der Rechten, als die "Paulchen-Panther-Melodie" erklang. Das Lied hatte ein 22-Jähriger aus Ebersberg über Lautsprecher abgespielt. Er wurde wegen des Verdachts der Billigung einer Straftat vorübergehend festgenommen.

Münchner Politiker verurteilten die Demonstration scharf. CSU-Stadtrat Marian Offman nannte die Aktion der Rechtsradikalen eine "unglaubliche Provokation". Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker forderte die Staatsanwaltschaft auf, das Abspielen der Paulchen-Panther-Melodie als "Unterstützung einer terroristischen Vereinigung" zu verfolgen." (Zitat Ende)

Man lässt sich hier auf eine Auseinandersetzung ein, die man nicht gewinnen kann. Zunächst wird das Abspielen des Rosaroten Panther-Liedes nur auf rechtsradikalen Umzügen verboten. Was passiert dann aber auf sonstigen öffentlichen Veranstaltungen, bei denen das Lied gespielt wird (ein Standard bei jedem Karneval), sobald das Lied von Neonazis mitgegrölt wird. Indem man dieses Lied zur rechtsradikalen Hymne stilisiert, macht man doch den Neonazis das größte Geschenk.

Man sollte sich schnell überlegen, wie man damit intelligenter umgeht. Jeder Artikel, der das Lied und die Figur weiter mit Neonazis in Verbindung bringt, festigt nur diese Assoziation. Auch die Abbildung aus dem NSU-Film sollte in Mainstream-Medien in Zukunft unterbleiben, um die Assoziation nicht weiter zu festigen. Es reicht, wenn allgemein von Cartoonfiguren die Rede ist. Es ist durchaus sinnvoll, das Abspielen des Songs auf einer rechtsradikalen Kundgebung zu unterbinden. Es ist aber völlig kontraproduktiv, ein Politikum daraus zu machen, in der Presse groß darüber zu berichten und überzogene Strafen anzudrohen.

Ein einfaches Beispiel dazu: Ein Lehrer betritt die Klasse. An der Tafel steht: "Wer glaubt, dass L. ein Idiot ist, räuspert sich!" Der Lehrer verbietet das Räuspern. Die Luft ist trocken, die Stimmung angespannt. Einige räuspern sich. Der Lehrer droht dem Nächsten, der sich räuspert, mit einem Verweis. Der Nächste, der räuspern muss, ist der Klassenstreber. Der Lehrer weiß, dass er jetzt ein Problem hat. Fünf Minuten später räuspert sich die ganze Klasse. Der Lehrer hat verloren. Seine einzige Chance wäre gewesen, die semiotische Verbindung Räuspern=Beleidigung zu unterlaufen, sich selber zu räuspern, alle zum Räuspern aufzufordern und ab einem bestimmten Zeitpunkt normales Räuspern zu ignorieren und auffälliges Räuspern als Störung, aber nicht als Beleidigung zu ahnden.

Anmerkung: "Der Rosarote Panther" ist keine Comic-, sondern eine Cartoonserie. Der darin gezeigte Humor ist absurd, grafisch, slapstickartig, aber ganz sicher nicht psychedelisch. Ein Cliffhanger kommt im Abspann nicht vor, denn dieser war immer gleich. Von einem Cliffhanger spricht man, wenn im spannendsten Moment (der Held ist z.B. gestürzt und hängt über einer Schlucht) die Episode endet und auf die Fortsetzung in der nächsten Episode verwiesen wird.

Das Titellied geht übrigens so weiter: "Machst ja manchmal schlimme Sachen / Über die wir trotzdem lachen / denn Du bist, wir kennen dich / doch nur Farb- und Pinselstrich."

[T.V.]

Und die neue Szeneklamotte ist dann auch in kräftigem Rosa gehalten, statt dem ständigen Schwarz? Hätte was!

[Gerhard]

Ob die GEMA sich um die Demo der Nazis kümmert – da werden Gebühren (öffentliche Vorführung) fällig? …

[einer]

"... ist es noch diffiziler geworden, gegen dieses Unwesen von Volksverhetzung und grauslichem Musikverständnis vorzugehen."

Auuu, da werden ja nun zwei Sachen durcheinandergeworfen, die besser getrennt blieben. Oder will hier ernsthaft wer schlechten/anderen Geschmack mit den gleichen Mitteln verfolgt wissen wie Volksverhetzung?