Rechtsextreme Produkte sind erfolgreich: "Killer Döner nach Thüringer Art"

Rechtsextreme Kleidung ist gefragt, das Geschäft brummt. Einige Anbieter können von dem Verkauf hasserfüllter T-Shirts sogar ihre Familie ernähren.

Immer nur schwarz ist jetzt vorbei: Rechtsextreme T-Shirts mit Aufdruck boomen. Bild: dpa

Der Markt mit rechtsextremer Bekleidung boomt. "Von der Szene für die Szene", so das Geschäftsmotto. Die Entwicklung um die Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" will der Internetversand "Reconquista" (rcqt) gleich zum Modetrend machen: in Schwarz, Rot und Braun ist das T-Shirt zu haben, das eine Maske in Dönerform und zwei Dönermesser ziert. Der Aufdruck verdeutlicht die Botschaft: "Killer Döner nach Thüringer Art". Für 18,95 Euro plus Versandkosten kann das T-Shirt bestellt werden.

Hinter "Reconquista" verbirgt sich die "Deunatex Limited". Das Unternehmen mit Berliner Postfachadresse führen Dirk Berndt und André Reinecke. Vor drei Jahren, 2008, wurde die Marke noch über die Online-Plattform "Spreadshirt" vertrieben.

Als die Online-Plattform von der politischen Ausrichtung erfuhr, wurde der Online-Shop abgeschaltet. Der ehemalige Betreiber verkaufte die Marke an "Deunatex". Auf der Website prangt so auch: "Reconquista reloaded". "Fascination Feschismus" blinkt ebenso auf der Website zum Internetshop auf.

Der Namen "Reconquista" ist eine Anspielung auf die christliche Rückeroberung der maurisch-muslimisch besetzten iberischen Halbinsel. Der Name ist aber auch Programm, diverse muslimfeindliche Motive sind zu finden. Die Aufdrucke sind zum Teil sehr eindeutig, andere etwas subtiler.

"Um einzelne Botschaften zu erkennen, muss man sich in der Code- und Symbolwelt der Rechtsextremen auskennen", sagt Jan Raabe, Experte für rechtsextreme Jugendkultur. Die Motive offenbaren aber immer die militante Gesinnung und den vermeintlichen Witz der Träger. Ein T-Shirt ziert der Spruch: "Weißsein. Nicht nur sauber, sondern rein." "Exodus Kreuzberg Humanitäre Mission" prangt auf einem anderen, dazu ein Bild von einem Boot mit der Aufschrift "UNGZFER".

Mode erfolgreicher als Musik

Die Szene erkennt die Botschaft sofort: "Ausländer raus". Ein Dauerthema: Ein Top ziert eine Palme mit dem Wort "heimreise" in arabischer Schriftform. Das Konterfei von Thilo Sarrazin ergänzt mit "Sarrazination" findet sich bei den Herren-T-Shirts.

Das Geschäft mit der Szenemode bringe den Anbietern mittlerweile mehr als der Verkauf von Rechtsrock-CDs, sagt Raabe. In dem grauen Markt könnten aber keine genauen Zahlen über Gewinne gemacht werden. Einzelne Anbieter wie die Neonazis Thorsten Heise könnten allerdings von dem Geschäft ihre Familien ernähren. Einer der größeren Anbieter von Rechtsrock, Bekleidung und Merchandising ist der "Deutsche Stimme"-Verlag.

Der NPD-Versand bietet gerade von Karl Heinz Hoffmann das Buch "Die Oktoberfestlegende – Gezielte Verdächtigungen als politisches Kampfmittel im demokratischen Rechtsstaat". Er gilt als Begründer der Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG). Nach dem Verbot verübte ein Ex-Mitglied am 26. September 1980 jenen Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest, bei dem 13 Menschen starben, über 200 wurden verletzt.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

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