Nachruf Rosel Zech: As time goes by

"You must remember this, a kiss is just a kiss", sang Rosel Zech in Fassbinders Film "Die Sehnsucht der Veronika Voss". Die Schauspielerin ist nun mit 69 Jahren gestorben.

Ein Hauch von Hollywood: Rosel Zech in einer Szene aus "Die Sehnsucht der Veronika Voss". Bild: dpa

Kapriziös - das war ihre Ausstrahlung ganz sicher, in ihren Empfindungen, Gefühlen und Gedanken immer ein wenig zu kompliziert und zu anstrengend für die Männer in ihrer Umwelt. Aber aus der Eigenschaft, die Frauen im Allgemeinen als Vorwurf angelastet wird, wusste die Schauspielerin Rosel Zech eine eigene Qualität und Kultur zu machen.

In ihren Gedanken und in ihrer Welterfahrung war sie den anderen immer ein wenig voraus. So war ihr in den letzten Jahren auch eine Rolle als Serienstar auf den Leib geschrieben, als Oberin eines Nonnenklosters in der ARD-Serie "Um Himmels Willen".

So eroberte sie sich aber auch in den siebziger Jahren das Herz des Regisseurs Peter Zadek, der sie an die damals wichtigen Schauspielhäuser in Bochum, Hamburg und Berlin brachte. Als er 1979 mit ihr und Ulrich Wildgruber Molières "Menschenfeind" (in einer Textfassung von Hans Magnus Enzensberger) in der Freien Volksbühne Berlin inszenierte, war ihre spitzzüngige Celimene ein Feuerwerk an Intelligenz und Witz, ließ den nicht ganz konkurrenzfähigen Männern aber doch auch eine kleine, liebenswürdige Chance in den Wortgefechten.

Und schon in dieser Inszenierung umgab sie eine Eleganz und ein Glamour, ein Hauch von Hollywood und seinen alten Screwball-Comedys, den zu der Zeit keine andere deutsche Schauspielerin zu transportieren wusste.

Mit diesem Image arbeitete auch der Filmregisseur Rainer Werner Fassbinder, als er ihr die Titelrolle des Films "Die Sehnsucht der Veronika Voss" gab, für den Fassbinder 1983 einen Goldenen Bären der Filmfestspiele in Berlin erhielt. Der Film, der in sehr stilisierten schwarz-weißen Bildern erzählt, spielt in den 50er Jahren, als Veronika Voss, ein Ufa-Star, der morphiumsüchtig war, starb. Sie ist bei Fassbinder Opfer eines Komplotts, das sie nicht durchschaut, ihre Weltfremdheit wird ausgenutzt, ihre kapriziösen Ansprüche machen in diesem Fall auch ihre große Verwundbarkeit aus.

Einmal singt sie "You must remember this, a kiss is just a kiss", während eine Träne über ihre Wange rinnt. So wird man die Schauspielerin, die am Mittwochabend mit 69 Jahren in Berlin an einem Krebsleiden gestorben ist, in Erinnerung behalten wollen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.