Tragikomödie "Ein guter Sommer": Am Ende noch mal richtig schön

Selten wurden im deutschen Fernsehfilm existenzielle Themen so leicht und unbeschwert verhandelt wie in der Dreiecksgeschichte "Ein guter Sommer".

Vom Leben gebeuteltes Trio: Andi (Andreas Schmidt), Frieder (Devid Striesow) und Hanna (Jördis Triebel). Bild: HR/Johannes Krieg

"Ein guter Sommer" - man würde die Fähigkeit der ARD zur Selbstironie wohl überschätzen, würde man diesen Filmtitel als sarkastischen Kommentar auf das eigene Programm der bevorstehenden Wochen lesen: Sommerloch und Sommermärchen - oder der Versuch, letztgenanntes Ausnahmeereignis nun also im Jahresrhythmus zu inszenieren. Zuvor lässt das Erste den Juni aber noch mit einem Mittwochsfilm ausklingen, der zu den bemerkenswertesten dieser Reihe gehört.

Andreas Schmidt, Jördis Triebel und Devid Striesow, der im deutschen Kino- und Fernsehfilm dieser Tage so unvermeidlich scheint wie kein Zweiter ("Lichter", "Die Fälscher", "Yella", "Drei"), spielen die Protagonisten einer höchst merkwürdigen Dreiecksgeschichte.

Andreas Schmidt kann sie sehr gut, diese proletarischen, ganz und gar blauäugig daherkommenden Instinkttypen, deren Unnachgiebigkeit sich als sehr wirkungsvoller Charme erweist. In "Sommer vorm Balkon" war er der Lkw-Fahrer Ronald, in "Ein guter Sommer" ist er der Busfahrer Andi.

Schon die Eröffnungsszene des Films macht klar, dass der Zuschauer es mit dem schönen, schwierigen Genre der Tragikomödie zu tun hat: Andis Versuch, sich von einem Hotelhochhausdach zu stürzen, scheitert erbärmlich, er sucht in der Minibar nach Kühlung für seinen verstauchten Fuß. Das heißt, er legt sich auf den Boden, den Fuß in den geöffneten Kühlschrank haltend.

Authentisch hartnäckig

Was Edward Berger (Buch, Regie) und Michel Schenk (Buch), die 2007 schon für den Film "Windland" zusammengearbeitet haben, dann auftischen, ist eine abstruse Räuberpistole: Andi versucht es noch einmal mit dem Leben, sucht sich beim Arbeitsamt einen ganz neuen Job, trifft dort, bei der Putzkolonne, in der Mittagspause den seine Stulle mampfenden Frieder ("Kann ich was abhaben?" - "Nö."), als Hanna und ihr Kollege vom "Kriseninterventionsteam" vorbeikommen, um Frieder vom Unfalltod seiner Frau zu unterrichten. Von diesem Moment an weicht Andi nicht mehr von Frieders Seite, ob der will oder nicht (er will erst mal nicht), und nimmt auch Hanna voll in Beschlag. Gegen Andis Hartnäckigkeit hilft kein Sträuben. Solche Figuren gibt es wohl nur im Film, das macht Andi aber keineswegs unglaubwürdig.

Das vom Leben gebeutelte Trio macht fortan gemeinsame Sache. Andi, Frieder und Hanna wohnen zusammen. Sie fahren aufs Land, brechen in die gediegene Villa von Hannas verheiratetem Exlover ein. Frieder wohnte mit seiner Frau in der Hochhaussiedlung, dass sie reich war, wusste er nicht. Nun können er und seine neuen Weggefährten erstmals im Gourmet-Restaurant dinieren ("Ein Gruß von der Küche." - "Schönen Gruß zurück, aber das hab ich nich bestellt!").

Selten wurden im deutschen Fernsehfilm existenzielle Themen, inklusive dem Tod, derart leicht und unbeschwert verhandelt, ohne dabei unernst oder gar albern zu werden. Und das, obwohl die drei Protagonisten schon ein paar sehr alberne Sachen zusammen veranstalten.

"Das war noch mal ein richtig schöner Sommer", wird Andi gegen Ende des Films feststellen, als er begreift, dass es sein letzter Sommer ist. Das ist noch mal ein richtig schöner Sommerfilm, der vorerst letzte in der ARD, vermutlich.

Mittwoch, 29.6., ARD, 20.15 Uhr

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.