Harter Winter, Trockenes Frühjahr: Dürregefahr für Deutschland

Selten war ein Frühjahr so trocken wie 2011. Die Bauern klagen über weniger Futter und höhere Preise und die Energieagentur warnt vor Engpässen beim AKW-Kühlwasser.

Bald auf osteuropäisches Futter angewiesen? Deutsche Kühe im Frühjahr 2011. Bild: dpa

Die anhaltende Trockenheit in Deutschland bringt zunehmend die Landwirtschaft in Bedrängnis. Weil das Grünfutter vor allem für Kühe knapp wird, befürchtet der Deutsche Raiffeisenverband wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Und auch die Energieversorgung wird durch fallende Pegel in den Flüssen bedroht, warnt die Deutsche Energie Agentur (DENA). Das Frühjahr gilt laut Deutschem Wetterdienst als eines der trockensten, die je gemessen wurden.

Wenn es nicht bald ordentlich regnet, "kann das viele Betriebe richtig hart treffen", sagte Henning Ehrlers, Geschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), der taz. Er fürchtet Futterknappheit, Ernteausfälle und sinkende Wettbewerbsfähigkeit durch steigende Preise. Besonders gravierend wirke sich die Trockenheit derzeit auf die Produktion von Grundfuttermitteln wie Mais und Getreide aus, betroffen seien aber auch Raps und Grünland.

Die trockene Phase folgt auf einen harten Winter. Die Bauern konnten daher ihre Saaten erst spät in die Erde setzen, wie Ehrlers erklärt. Weil der nötige Regen seit Wochen ausbleibe, wüchsen die Pflanzen nun viel schlechter als nötig.

Ertrag bis zu 20 Prozent geringer

Michael Lohse, Pressesprecher des Deutschen Bauernverbands, rechnete vor, dass der Ertrag bei Raps und einigen Getreidesorten in einigen Regionen zwischen 10 und 20 Prozent geringer ausfalle. "Diese Pflanzen können das nicht mehr aufholen", setzte er hinzu. Außerdem sei die Masse an abgemähtem Grünland bereits nach dem ersten Schnitt 30 Prozent geringer gewesen. Lohse sagte, der zweite und der dritte Schnitt könnten wieder üppiger ausfallen.

Aber nur, falls es regnet. Für Raiffeisen-Sprecher Ehlers ist es fraglich, ob die Futterknappheit durch Lieferungen aus Osteuropa gemildert werden könne. Der Engpass in Deutschland könne behoben werden, wenn man den Silomais, der in Deutschland auf zwei Millionen Hektar Fläche angebaut werde, als Futter nutzen würde.

Doch seit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im Jahr 2002 werde dieser Silomais vor allem für Energiegewinnung verwertet. Wahrscheinlich müssen einige Milchviehbetriebe nun Grundfutter dazukaufen. "Hält die Dürre an, ist die Milch- und die Fleischproduktion in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig", so Ehlers.

Russland will wieder Getreide exportieren

Das Brot werde nicht knapp, beruhigt Ehlers, auf den Märkten gebe es genug Getreide. So hat Russland am Wochenende angekündigt, wieder Getreide zu exportieren, nachdem die Grenze wegen Trockenheit geschlossen worden war. Allerdings könnte sich die Trockenheit in höheren Preisen für die Verbraucher niederschlagen, das sei nach Produkt und Region verschieden.

Die Deutsche Energie-Agentur Dena warnt vor Engpässen in der Stromversorgung, sollte sich die Dürre der vergangenen Monate im Sommer fortsetzen. "Weitere extreme Trockenheit kann auf vielfache Weise die Stromversorgung gefährden", sagt Dena-Chef Stephan Kohler dem Nachrichtenmagazin Spiegel.

Schon jetzt liefen viele Wasserkraftwerke nicht mit voller Leistung, weil der Wasserstand in Flüssen und Seen geringer sei als normal. Kohlekraftwerke seien auf die Anlieferung des Brennstoffs per Schiff angewiesen, der wiederum durch niedrige Pegelstände gefährdet sei.

Zudem seien besonders französische Kernkraftwerke, aber auch viele deutsche Atomanlagen sehr anfällig bei einem Mangel an Kühlwasser aus Flüssen. Je wärmer das Flusswasser sei und je weniger davon zur Verfügung stehe, desto größer sei das Risiko, dass die Stromproduktion behindert werde.

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