Film "Der Biber" : Cockney-Akzent hin, Sex-Fantasien her

Eine berückende Idee: Eine Biber-Puppe, die, sobald sie auf der rechten Hand sitzt, sprechen kann - das kann nur eine bipolare Störung sein.

Das Plüschtier - die manische Phase von Walters bipolarer Störung. Bild: concorde

Jodie Foster, 48, und Mel Gibson, 55, sind zwei gestandene Hollywood-Player. Ihr Celebrity-Status hat im Lauf der Jahre einige Schrammen abbekommen. Gibson drängte sich selbst an den Rand, indem er seine Bibelfestigkeit und seinen Antisemitismus etwas zu offensiv zur Schau stellte; noch dazu hatte er seine Fäuste nicht unter Kontrolle, als er sich von seiner Lebensgefährtin Oksana Grigorieva trennte, was ihm eine dreijährige Bewährungsstrafe und die obligatorische Teilnahme an einem Kurs zum Thema häusliche Gewalt eintrug.

Foster wiederum lebte ihre lesbischen Familien- und Liebesmodelle so lange im Verborgenen, dass der Diskretion etwas Verschwiemeltes anhaftete. Kürzlich trat sie vor die Boulevardpresse und gab zu verstehen, ihr seien depressive Phasen nicht fremd, was man in dieser Unverbindlichkeit als Marketing für ihren neuen Film "Der Biber" lesen konnte. Darin gibt Foster Meredith Black, die Ehefrau des depressiven Spielzeugfabrikanten Walter Black (Gibson).

Im Zentrum steht eine berückende Idee: eine Biber-Puppe, die, sobald sie auf Walters rechter Hand sitzt, sprechen kann, ohne dass man genau wüsste, woher ihre Stimme kommt. Walter bewegt zwar die Lippen, während man das Plüschtier hört, aber eher so, als brabbelte er vor sich hin. Das wiederum passt nicht dazu, dass der Biber klar und deutlich spricht, wenn auch mit einem Cockney-Akzent, der eine fremde, proletarische Virilität ins sedierte Mittelstands-Amerika hineinträgt.

Es ist ein wunderbarer Einfall des Drehbuchautors Kyle Killen, die seelische Notlage der Hauptfigur in dieses bizarre Szenario zu überführen. Eine Zeit lang macht es Spaß, Walter dabei zuzusehen, wie er all seine sozialen Interaktionen über die Puppe organisiert und dabei neuen Lebensmut schöpft.

Wenn das Plüschtier eine Ansprache an die Mitarbeiter in der Spielzeugfirma hält, wenn es Meredith einen Gutenachtkuss gibt, wenn es in einer Radiosendung darauf beharrt, das Wort zu führen, dann hat Fosters Film - der dritte nach "Little Man Tate" (1991) und "Home for the Holidays" (1995) - die Courage, aus dem engen Gehege des psychologischen Realismus herauszutreten.

Doch "Der Biber" traut seiner eigenen Courage nicht lange über den Weg. Recht bald wird deutlich, dass das Plüschtier nicht für sich selbst stehen darf, sondern etwas darstellen muss: die manische Phase von Walters bipolarer Störung. Cockney-Akzent hin, Biber-Sex-Fantasien her - am Ende ist die Ordnung des psychologischen Realismus wieder in Kraft.

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