Serbischer Hooligan Ivan Bogdanov: Der nützliche Idiot

Für die serbischen Nationalisten war Rädelsführer Bogdanov bisher ein nützlicher Idiot im Zwist um das Kosovo. Nach seiner Festnahme in Genua ist er plötzlich ein "Schandfleck".

Verräterisches Tattoo: Bogdanov nach der Festnahme durch italienische Polizisten. Bild: dpa

Man hat ihn Ivan den Schrecklichen getauft. Das weckt Erinnerungen ans finstere Mittelalter, als ein russischer Zar gleichen Names Furcht und Angst verbreitete. Ivan Bogdanov heißt er mit bürgerlichem Namen, ist ein 29-jähriger Serbe und wurde als der Mann mit der schwarzen Maske bekannt.

Bogdanov zerschnippelte während des EM-Qualifikationsspiels in Italien das Fangnetz über dem serbischen Block, er schwenkte eine brennende Fackel, zeigte den faschistischen Gruß. Und er stiftete die Hetzjagd auf den serbischen Keeper Wladimir Stojkovic an, der von Roter Stern zu Partizan Belgrad gewechselt war.

Die Behörden halten Bogdanov für den Rädelsführer der Randale vor dem Spiel am Dienstagabend, im Stadion und nach Spielabbruch. Die Polizei hatte ihn aus dem Gepäckfach eines zur Abfahrt bereitstehenden Reisebusses gezerrt und festgenommen. Anhand eines seiner Tattoos, das auf die 1389 stattgefundene Schlacht zwischen Serben und Osmanen auf dem Amselfeld verweist, konnten sie ihn identifizieren.

Das serbische Magazin Blic vermeldete, dass Bogdanov nicht nur Chef der "Ultra Bojs" von Roter Stern Belgrad sei, sondern auch ein offiziell arbeitsloser Gewalttäter mit gelegentlichen Jobs bei Security-Firmen.

Er soll an Randalen gegen die Unabhängigkeit des Kosovo im Jahre 2004 und gegen den Arrest des Kriegsverbrechers Radovan Karadzic 2008 beteiligt gewesen sein. Bogdanov gehörte auch zu denen, die im gleichen Jahr die US-Botschaft in Serbien in Flammen setzten. Die Truppe hatte sich aus der von der Regierung organisierten, 200.000 Teilnehmer fassenden Großkundgebung "Kosovo ist Serbien", herausgelöst.

Damals war Bogdanov ein nützliches Instrument der Nationalisten. Heute wird er von Belgrads Politikern freilich als "Schandfleck" bezeichnet.

Bogdanov ist offenbar ein Vorstadtschläger. Er wuchs in den Kriegswirren der Neunziger heran und lernte, Gewalt als probate Problemlösungsstrategie zu betrachten. Sein engeres Milieu ist durch die Arkan-Milizen - der vor zehn Jahren ermordete Bandenchef Arkan war auch leitender Hooligan bei Roter Stern Belgrad - geprägt.

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