Transparenz-Wettlauf bei der ARD: Intendanten legen Gehälter offen

Das wir das noch erleben dürfen: Gleich mehrere ARD-Intendanten haben in dieser Woche Auskunft über ihr Einkommen erteilt. Dabei ging's zu wie beim Kindergeburtstag.

Kommt bestimmt ganz gut über die Runden: WDR-Intendantin Monika Piel. Bild: dpa

BERLIN taz | Da hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) aber was angerichtet. Seitdem RBB-Chefin Dagmar Reim am Donnerstag ohne viel Federlesens einfach ihr Gehalt und das ihrer weiteren Führungsmannschaft per Pressemeldung bekanntgab, weiß es die ganze Republik: ARD-Intendanten verdienen für ihre Arbeit wirklich Geld. Zapperlot aber auch.

Dabei war doch eigentlich nur der WDR durch das blöde neue WDR-Gesetz verpflichtet, hierüber Auskunft zu geben. Also wusste die Welt schon seit Mittwoch, dass WDR-Intendantin Monika Piel mit 308.000 Euro im Jahr entlohnt wird – und sogar für 25-jährige Treue zum Laden keine goldene Uhr, sondern nochmal einen Zuschlag von 23.000 Euro bekam. Reim bekommt übrigens nur 220.000 Euro, schließlich ist der RBB ja auch ne Nummer kleiner (und ärmer) als der WDR.

Nun hatten sich die ARD-Granden eigentlich verständigt, derlei schnöden Nachfragen nach Gehältern nicht im Detail nachzukommen. Doch Reims Vorstoß bedeutete Zugzwang, und man kann sich hübsch ausmalen, wie es dann bei der ARD abging: Alles warf sich an die Telefone, und wie immer wurde man der eigenen Abkürzung („Alle Reden Durcheinander“) gerecht. Wobei sich unter den – nun übrigens ausschließlich männlichen - Restexemplaren der Gattung Intendanten, deren Salär noch im Dunkel der Geschäftsberichte lag, kindergeburtstagstaugliche Szenen abgespielt haben dürften. So nach dem Motto, zeigst du deins, sag ich meins, aber du musst anfangen.

Das tat dann mit gutem Beispiel voran am frühen Freitag Mittag der SWR-Intendant und amtierende ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust: 273.000 Euro für den Chef der zweitgrößten Anstalt im ARD-Verbund, sein Rest-Direktorium bekommt insgesamt nochmal gut 1,3 Millionen Euro im Jahr. Darauf lies sich dann auch der urlaubende NDR-Intendant nicht bitten: „Auch wenn der Intendant des NDR nicht verpflichtet ist, Auskunft über seine Bezüge zu geben, hat sich Herr Marmor im Sinne einer noch größeren Transparenz entschieden, Ihre Anfrage zu beantworten“, schreibt der Sender. Lutz Marmor ging also 2009 mit einem Jahresgehalt von 286.000 Euro einschließlich Aufwandspauschale nach Hause. Und Fritz Raff vom Saarländischen Rundfunk (SR) bekommt 210.000 Euro – es ist schließlich schon seine dritte Amtszeit, früher war es eher weniger.

Radio Bremen ist zwar ein kleiner Sender, so gar noch noch ein bisschen kleiner als der SR. Aber er zahlt 297.000 Euro pro Jahr - doch halt: für das gesamte Direktorium, das 2009 allerdings gerade mal aus zwei (!) Mann bestand, dem Intendanten und seinem Programmdirektor. ARD-intern wird gemunkelt, man bleibe lieber bei der Gesamtsumme für die komplette Anstaltsführung, weil der Intendant in Bremen mehr bekommt als lange Zeit Raff beim SR, was einerseits durch das enorm teure Leben in Bremen begründet, dem Sender andererseits aber peinlich ist. Macht in Wirklichkeit gar nichts, schließlich hat Raff dafür in Saarbrücken sein Büro in einem waschechten Schloss.

Hessen-Intendant Helmut Reitze überlegt dem Vernehmen nach wohl noch, MDR-Chef Udo Reiter will angeblich immer noch nicht. Und Bayern-Intendant Thomas Gruber ist eh alles egal – für ihn übernimmt ja schließlich nächstes Jahr ex-Regierungssprecher Ulrich Wilhlem. Und auch wenn aus München noch keine konkreten Summen bekannt sind: Im Vergleich zum Berliner Staatssekretär-Salär dürfte sich der heimgekehrte CSU-Mann garantiert verbessern.

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