US-Sanktionen gegen Nordkorea: Kalter Krieg wird heißer

Die US-Regierung lässt nordkoreanische Auslandskonten einfrieren. Pjöngjang droht mit einer "physischen Antwort". Die USA und Südkorea planen Militär-Übungen.

Strammer Blick, stramme Parolen: nordkoreanische Soldaten. Bild: dpa

Mit neuen Sanktionen und großen Kriegsmanövern erhöhen die USA den Druck auf Nordkorea. Auf einer asiatischen Sicherheitskonferenz in Vietnam warf Außenministerin Hillary Clinton der Regierung in Pjöngjang ein "provokatives, gefährliches Verhalten" vor. Ein Sprecher der nordkoreanischen Delegation kündigte daraufhin am Rande des Asean-Regionalforums in Hanoi eine "physische Antwort" an und sprach von "Kanonenbootdiplomatie" und einer Bedrohung der nationalen Souveränität.

Ab Sonntag kreuzen 20 Marineschiffe und 200 Kriegsflugzeuge aus Südkorea und den USA, darunter der eigens nach Korea geschickte Flugzeugträger "George Washington", vier Tage lang zwischen Südkorea und Japan. Weitere Militärübungen sind für August geplant.

Mit der Verschärfung ihres Kurses reagieren die USA auf die schwache Resolution des Weltsicherheitsrats. Der hatte den Untergang der südkoreanischen Korvette "Cheonan" im März verurteilt, ohne den angeblichen Angreifer Nordkorea zu erwähnen.

Eine südkoreanische Untersuchung hatte ein Torpedo des Nordens als Ursache für den Tod von 46 Seeleuten identifiziert. Nordkorea bestreitet dies jedoch. Am Mittwoch hatte Clinton zusammen US-Verteidigungsminister Robert Gates bei einem ungewöhnlichen Besuch des innerkoreanischen Grenzorts Panmunjom schärfere Strafen gegen Pjöngjang verkündet, um dessen "nuklearen Bestrebungen Einhalt zu gebieten".

Damit übten die USA Solidarität mit ihrem Bündnispartner Südkorea und demonstrierten zugleich Stärke gegenüber China. Peking hatte eine schärfere UN-Resolution verhindert und sich "tief besorgt" über die südkoreanisch-amerikanischen Manöver geäußert. Sie würden die Spannungen in der Region weiter anheizen.

Laut südkoreanischen Presseberichten haben die USA bereits seit Juni bei rund zehn Banken in Südostasien, Südeuropa und dem Nahen Osten heimlich etwa 100 Konten einfrieren lassen, über die Nordkorea illegale Geschäfte abwickeln soll. Die Konten würden unter falschen Namen betrieben und dienten dem Waffenhandel, der Geldwäsche, dem Drogenhandel sowie dem von den Vereinten Nationen verbotenen Einkauf von Luxusgütern. Dieser Schlag gegen ihre Auslandskonten dürfte die nordkoreanische Führung sehr verärgern.

"Hier geht es um Geld, das Führer Kim Jong Il für sein Regime braucht", zitierte die Zeitung JoongAng Ilbo eine diplomatische Quelle in Seoul. Die Einsätze in diesem Machtpoker steigen also, der Kalte Krieg in Korea wird wärmer. Schon 2005 hatten die USA Bankkonten des Nordens einfrieren lassen, so dass das Regime viele Auslandsgeschäfte mit Bargeld abwickeln musste. Pjöngjang stieg darauf aus den Atomgesprächen mit seinen Nachbarn aus und kehrte erst nach Aufhebung der Finanzsperren an den Verhandlungstisch zurück.

Zwar gab sich Clinton bei ihrem Besuch in Südkorea diese Woche auch kompromissbereit: Amerika sei offen für Dialog, friedliche Beziehungen und Wirtschaftshilfe, falls Nordkorea "unumkehrbar" seine Atomwaffen aufgebe. In Hanoi betonte Nordkoreas Delegationssprecher Ri Tong Il wiederum, Pjöngjang werde zu den Atomgesprächen zurückkehren, wenn es mit gleichem Respekt behandelt würde. Aber letztlich scheint keine Seite zurückweichen zu wollen.

Führer Kim kann die Spannungen benutzen, um Nordkoreas Bevölkerung hinter ihm zusammenrücken zu lassen und so den geplanten Führungswechsel abzusichern. Als nächster Schritt wird vermutlich sein dritter Sohn Jong Un im September ins Politbüro der Arbeiterpartei einziehen. Zugleich warnt James Clapper, designierter oberster US-Geheimdienstchef, vor einer "gefährlichen neuen Periode" mit "direkten Angriffen" des Nordens auf den Süden. Der Untergang der "Cheonan" erinnere ihn an Nordkoreas Abschuss eines südkoreanischen Flugzeugs 1987.

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