Prozess wegen Poker-Überfall: Pokerräuber ein "Star"

Im Prozess um den Überfall auf das Berliner Pokerturnier gesteht ein vierter Angeklagter die Tat. Ein anderer will 3.000 Euro zurückzahlen.

Drei der vier Angeklagten im Gericht Bild: Reuters

Auch der vierte Pokerräuber ist geständig: Am Donnerstag bekannte sich Achmad A. dazu, Anfang März zusammen mit drei Freunden Deutschlands größtes Pokerturnier am Potsdamer Platz überfallen zu haben. "Ich weiß, dass das falsch war", so der 20-Jährige am zweiten Prozesstag vorm Landgericht. Zum Auftakt am Montag hatten bereits die anderen Angeklagten gestanden. Die Anklage lautet auf schweren Raub und Körperverletzung.

Bei dem Überfall hatte das Quartett 242.000 Euro erbeutet. Das Geld teilten sie sich mit zwei Hintermännern. Diese hatten die vier Angeklagten erst am Tattag über den Raub eingeweiht. Er habe nicht mitmachen wollen, sich aber "vom Geld locken lassen", lässt Achmad A. seinen Anwalt verlesen. Weil er der Schmächtigste war, habe er für den Überfall eine Machete bekommen. Verletzt habe er aber niemanden.

Wo die immer noch verschwundene Beute sei, fragt Richter Helmut Schweckendieck. Bisher hat nur ein Angeklagter 4.000 Euro zurückgezahlt. Er wisse weder, wo das Geld sei, noch ob er da jemals wieder rankomme, antwortet A. Gerüchten zufolge soll das Geld bei Verwandten gelandet sein. Auch der 21-jährige Vedat S. gibt sich am Donnerstag ahnungslos. Laut seinem Anwalt könne S. aber 3.000 Euro zurückgeben. Kein Beutegeld, sondern eine "echte Wiedergutmachung". S. Familie habe dafür zusammengelegt.

Vedat S. hatte sich als Erster der Polizei gestellt und seine Komplizen benannt. Seitdem werde er als Verräter beschimpft, klagt S. Nicht alle haben so zu leiden: Richter Schweckendieck verliest Briefe des angeklagten Jihad C., die dieser aus der JVA schmuggeln wollte. Der Raub habe ihn plötzlich zum Star gemacht, prahlt er darin. Im Knast sei alles "ganz locker und easy, wie Internat". Käme er zur Bewährung raus, "wäre das so ein Jackpot".

Bessern wollen sie sich, eine Ausbildung beginnen und das Geld zurückzahlen, beteuern alle vier. Wirkliche Einkünfte aber hat keiner von ihnen. Er wolle Geld sparen und eine Familie gründen, sagt der schüchtern auftretende Vedat S. "Das war das letzte Mal jetzt", verspricht auch Intensivtäter Mustafa U., der erst im Januar aus der Haft entlassen wurde. Der Richter blickt kritisch: "Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das abnehmen kann." "Glauben Sie mir, ich meins ernst", schickt der 20-Jährige hinterher.

Schweckendieck verliest auch eine anonyme E-Mail an ihn. Die eigentlichen Drahtzieher des Pokerraubs seien "hundertprozentig" der 28-jährige Fahrer des Fluchtwagens und ein 31-Jähriger, der am Pokerturnier teilgenommen hatte. Beide sitzen in Haft. "Die Jungs sind aber zu eingeschüchtert, um das zuzugeben", heißt es weiter. Tatsächlich bezeichnet Achmad A. am Donnerstag mutmaßliche Hintermänner nur mit "U 1" und "U 2". Ob sie sich zu der E-Mail äußern wollten, fragt Schweckendieck. Die vier Angeklagten schütteln den Kopf.

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