Kommentar zum Landeselternausschuss: Da werden Eltern zu Hyänen

Eltern sollten unterstützt werden, wenn sie sich engagieren.

Was aus manchen der oft als "bildungsorientiert" beschriebenen Eltern werden kann, wenn es um ihre Einflussbereiche geht, lässt sich derzeit beim Landeselternausschuss (LEA) beobachten. Da wird von einigen Anhängern des alten LEA-Vorsitzenden gegen den neu gewählten auf eine Art gewettert, die nicht anders als schäbig genannt werden kann. Und man fragt sich, wer da wohl in dem Gremium sitzen mag, das doch eigentlich die Interessen unserer Kinder wahren soll.

Ja, wer? Der bisherige LEA-Vorsitzende André Schindler hat offensiv für die Interessen der Bildungselite gekämpft, zum Beispiel für den Erhalt der Gymnasien. Dass die Ansichten und Anliegen anderer Gruppen - Einwanderer und Hauptschuleltern etwa - keine Berücksichtigung fanden, liegt auch daran, dass die im Elternausschuss kaum vertreten sind.

Das ist eine der Tücken des ehrenwerten ehrenamtlichen Engagements: Man muss es sich schlichtweg leisten können. Denn wer im LEA sitzt, sitzt auch im Bezirkselternausschuss, sitzt in der Elternvertretung seiner Schule und auf den Klassen-Elternabenden - da kommt eine Menge Zeitaufwand zusammen. Gut situierte Teilzeitler oder Selbständige, Familien, die sich einen Babysitter leisten können oder bei denen nur ein Elternteil verdienen muss, sind da klar im Vorteil - repräsentieren aber eben nur einen Ausschnitt der Bevölkerung. Natürlich können auch sie gerechte Bildungspolitik vertreten - und viele tun das ja auch. Der neue LEA-Vorstand etwa hat ankündigt, bisher kaum gehörten Gruppen Raum geben zu wollen. Das ist ehrenwert - scheint manchem aus der alten Garde aber gerade ziemlich wehzutun.

Noch besser wäre, jene Gruppen, die Lobbyarbeit besonders nötig haben, selbst in die Gremien zu holen. Der Ruf nach mehr Elternmitarbeit steht bildungspolitisch gerade hoch im Kurs: Wie wäre es, mal darüber nachzudenken, ob man engagierten Eltern Arbeitszeit erlässt oder Kinderbetreuung bezahlt?

Vor allem aber muss man sie dazu ermutigen, ihre Interessen laut und selbstbewusst zu vertreten. Gerade darin bislang ungeübte Eltern brauchen dabei Unterstützung, etwa durch Elternvertreterseminare, wo sie lernen, sich nicht von "bildungsnahen" Gremienprofis an die Wand reden zu lassen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.